Peter-Mertes-Stipendiat präsentiert seine Werke im Kunstverein

Der Preisträger des Peter Mertes Stipendiums 2009 durfte sich doppelt freuen. Weil die Jury sich ausnahmsweise nicht auf zwei Stipendiaten einigen konnte, ging die Ehrung ungeteilt an Jonas Gerhard.

Peter-Mertes-Stipendiat präsentiert seine Werke im Kunstverein
Foto: Franz Fischer

Bonn. Der Preisträger des Peter Mertes Stipendiums 2009 durfte sich doppelt freuen. Weil die Jury sich ausnahmsweise nicht auf zwei Stipendiaten einigen konnte, ging die Ehrung ungeteilt an Jonas Gerhard.

Ein Jahr lang erhielt der 29-Jährige, der in diesem Frühjahr sein Studium der Fotografie an der Kunstakademie Düsseldorf bei Thomas Ruff und Christopher Williams abgeschlossen hat, ein monatliches kleines Salär und kann nun den Sprung von der Ausbildung zum Künstlerberuf mit einer Ausstellung im Bonner Kunstverein beginnen.

Dass Kuratorin Anna Dietz sich für diese Ausstellung, die am Sonntag eröffnet wird, zwei weitere Künstler als Ergänzung und Verstärkung ins Haus geholt hat, war eine gute Entscheidung. Im Rundgang zwischen der Fotografie von Jonas Gerhard, der Malerei von Max Schulze und den Installationen von Marte Eknaes entstehen abwechslungsreiche Bezüge.

Jonas Gerhard greift für seine Fotoarbeiten auf verschiedene Bildwelten zurück. Eine Reise des Künstlers in den paradiesisch anmutenden Tel Dan Nationalpark in Israel und die dort entstandenen Urlaubsfotos wurden zum Ausgangspunkt für die Serie "Paradise".

Hier verkehren sich Positiv und Negativ, die Figuren werden zu schwarzen Silhouetten, und die Farbe verflüchtigt sich im Hell und Dunkel des Bildes. Auch in der Reihe von "CMYK-Portraits" passiert das Wesentliche am Computer, bei der digitalen Bearbeitung der Fotografien.

Bonner Kunstverein Hochstadenring 22, Eröffnung am 11. April um 12 Uhr,
Laufzeit bis 13. Juni, Di-So 11-17, Do 11-19 Uhr.
Führungen am 29. April und 27. Mai um 18 Uhr,
Künstlergespräch mit Marte Eknaes am 8. Juni um 19 Uhr.Hier seziert Gerhard das Bild, indem er es nacheinander auf die Farbanteile im Vierfarbdruck reduziert und dann die Farbinformationen verwirft. Die vier Farben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz spielen ebenfalls in der jüngsten Serie eine zentrale Rolle. Sie tauchen als farbige Papierstreifen in einem Papierkorb auf und werden demonstrativ in Szene gesetzt.

Neben strenger Inszenierung und technischer Bearbeitung darf bisweilen der Witz zu seinem Recht kommen, eine sympathische künstlerische Eigenschaft. Ein Lüftungsgitter in der Akademie, das Gerhard "sozusagen als letzte Amtshandlung" fotografierte, hängt nun in einiger Vergrößerung in der Ausstellung und "belüftet" den Kunstverein.

"Unmarked State" nennt Max Schulze, auch er ein Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf, seine Arbeiten. In die Ölbilder arbeitet er Alltagsmaterialien wie Hölzer, Pappfetzen und Umzugsdecken ein. Die objekthaften Arbeiten scheinen den Moment kurz nach einer gewaltigen Explosion festzuhalten.

Unsichtbare Kräfte reißen eine undefinierbare Materie in große und kleinste Stücke, und man weiß nicht, ob der Blick ins All oder in den Zellkern geht. Schöpfung und Zerstörung liegen dicht beieinander. Die Installation von Marte Eknaes wird den Bonner Besuchern der Ausstellung vertraut und zugleich sehr fremd vorkommen.

Die junge norwegische Künstlerin ist offenen Auges durch die Stadt gegangen und hat sich mit den urbanen Landmarken Post Tower und Stadthaus beschäftigt. Mit Zeichnungen und Kombinationen von vorgefertigten Materialien wie Computerregal, Spiegelfensterscheibe und Tischbein geht sie der Frage nach, welche Botschaften der öffentliche Raum aussendet.

In welchen Materialien und Formen verwirklichen sich Machtansprüche, Hierarchien oder die oft beschworene Transparenz? Das Ergebnis der kritischen Hinterfragung will Marte Eknaes jedoch nicht vorgeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort