Junges Theater Bonn "Pettersson und Findus" feiert Premiere

BONN · Einen solch wundervollen Thespiskarren muss man lange suchen. Wie aus dem klapprigen Gefährt eine richtige Bühne mit rotem Samtvorhang wird, ist ein echtes Zauberkunststück des Bühnenbildners Laurentiu Tururuga.

 Echte Freunde: Szene mit Katharina Feilschen und Bernard Niemeyer.

Echte Freunde: Szene mit Katharina Feilschen und Bernard Niemeyer.

Foto: JTB

Er hat auch sonst noch für viele lustige Überraschungen gesorgt bei der Geschichte von "Pettersson und Findus", die im Jungen Theater Bonn (JTB) ihre umjubelte Premiere feierte. Der Regisseur Andreas Lachnit, der regelmäßig am JTB arbeitet, macht aus dem beliebten Bilderbuch-Klassiker des Schweden Sven Nordqvist einen fabelhaften Spaß für Kinder und Erwachsene.

Eigentlich sind die drei Schauspieler (diesmal alle aus dem erwachsenen Profi-Ensemble) nur auf der Suche nach Caruso, der aus der Truppe abgehauen ist. Sie spielen anfangs Schauspieler und ziehen ihre Zuschauer mit viel Witz hinein in ihre Vorstellung.

Denn in der Bühnenwirklichkeit ist ihre Theaterkutsche natürlich das Haus des sympathisch schrulligen Bauern Pettersson, der von seiner Nachbarin den kleinen Kater Findus geschenkt bekommt. Das muntere Tierchen bringt Leben in seine einsame Existenz. Wie Katharina Feilschen mit feliner Geschmeidigkeit und reizendem Miau-Gesang Petterssons väterliches Herz erobert, ist einfach hinreißend.

Der Berliner Komponist Marc Schubrig hat im Auftrag des JTB die flotte Musik geschrieben, die meisten Songs hat der Regisseur Lachnit sehr witzig selbst getextet. Man kann sie sogar nachhören auf einer vom JTB zu dieser Aufführung produzierten CD. Bernard Niemeyer, der auch die musikalische Leitung und die Choreografie übernommen hat, spielt herrlich komisch den gutmütigen Pettersson, der von seinem immer zu lustigen Streichen aufgelegten tierischen kleinen Freund ordentlich auf Trab gehalten wird.

Aber eines Tages bringt er den Hahn Caruso mit. Und damit ist die schöne Gemütlichkeit vorbei. Denn der eitle Gockel singt nicht nur von morgens bis abends, sondern macht auch noch den beiden Hühnerdamen so mächtig den Hof, dass die den armen Findus kaum noch eines Blickes würdigen. Christian Steinborn verkörpert einfach grandios diesen krähenden Heldentenor, dessen dauerndes "Kikeriki" für feine Katzenohren schlicht unerträglich ist. Ganz abgesehen davon, dass die blöden Hennen total verrückt sind nach dem Typen, unter dessen stolz geschwelltem rotem Kamm (pfiffige Kostüme: Brigitte Winter), nicht allzu viel Intelligenz haust. Vor lauter Eifersucht wird der Kater selbst zum Streithahn.

Mit famosem Tempo wechseln die drei Schauspieler zum Figurenspiel, lassen im Hühnerstall die Puppen tanzen und bleiben gleichzeitig in ihren tierisch menschlichen Rollen. Zugegeben: Es ist nicht ganz fair, wie der listige Findus den Hahn zum Schweigen bringt. Mit dem Suppentopf zu drohen, bis Caruso traurig sein Bündel schnürt, ist echt gemein. Aber selbst Pettersson kann Findus nicht wirklich böse sein, und die Hühner haben bald alle Flügel voll zu tun mit ihrer Brut und freuen sich, wenn der Kater mal die Küken hütet.

Am Schluss spannen die Spieler wieder ihren Wagen an. Sie wollen ja Caruso wiederfinden und ihn trösten. Außerdem brauchen sie ihn unbedingt für ihre lustige Geschichte. Die liebenswürdige, spielerisch fantasievolle Inszenierung lässt keine Wünsche offen. Außer diesem: das köstliche Kindermusical mit dem quicklebendigen Ensemble gleich noch mal zu erleben. Weil Bernard Niemeyer wegen anderer Theater-Engagements nicht alle Vorstellungen spielen kann, übernimmt der Regisseur selbst in einigen Aufführungen die Rolle des alten Pettersson. Die Vaterrolle ist dem glücklichen Papa eines kleinen Sohnes bestens vertraut.

Rund 90 Minuten inklusive Pause; geeignet für Zuschauer ab vier Jahren. Nächste Nachmittagsvorstellungen am 3. und 24. Mai, jeweils 15 Uhr, im JTB-Haupthaus in Beuel. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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