Pferde sind doch die besseren Menschen

Monty Roberts spricht bei Bouvier in Bonn über Vier- und Zweibeiner

  Monty Roberts  wurde bekannt, als er in den Ställen von Königin Elizabeth II. den sanften Umgang mit Pferden demonstrierte.

Monty Roberts wurde bekannt, als er in den Ställen von Königin Elizabeth II. den sanften Umgang mit Pferden demonstrierte.

Foto: Fischer

Bonn. Monty Roberts will die Welt verbessern und sagt das auch. "I''''m on a mission", verkündet der "echte" Pferdeflüsterer auf der Bouvier-Literaturbühne, und das Publikum lauscht ehrfurchtsvoll. "Gewalt ist niemals eine Lösung", das ist die Quintessenz dieser Mission, und in einem angstfreien, partnerschaftlichen Umfeld können nicht nur Pferde glücklicher sein, sondern auch Eltern und Problemkinder, Manager und Mitarbeiter.

Was Monty Roberts in seinem dritten Buch "Das Wissen der Pferde" nicht müde wird zu predigen, ist nicht neu. Bahnbrechend wäre nur die Umsetzung. Und wenn einer es schafft, einigen wenigen Zuhörern den dazu nötigen Pferdeverstand mitzugeben, dann der 65-jährige Missionar aus Kalifornien. Wie ein Baum steht er auf der Bühne, Wildleder-Blouson, kräftige Hände und Cowboy-Halstuch weisen den Horseman aus. Buch, Stuhl und Tisch braucht Roberts nicht. Er packt sich das Mikro, schlendert auf der Bühne hin und her und erzählt einfach. Wie glücklich er ist, dass er auf der ganzen Welt die Säle füllt, wie unglaublich er es findet, dass er bei der Equitana 28 000 Zuschauer hatte und dass manche, Frauen, davon doch tatsächlich mit drei Reitpeitschen im Rucksack zum Signieren kamen. "Use them on your boy-friend" hat er zu den irregeleiteten Amazonen gesagt, und die haben ihn wahrscheinlich genauso angehimmelt wie das Bonner Publikum.

So ein "Ich liebe euch alle"-Charisma wie das von Monty Roberts ist gute amerikanische Tradition: eine Mischung aus Naivität und Showtalent, Pathos und Pointe. Nur, dass es beim Pferde- und Menschenkenner überhaupt nicht aufgesetzt wirkt. Aus seinem freundlich breiten Gesicht leuchtet die absolute innere Überzeugung sowie die komfortable Bilanz von 4000 Pferden, die er vor Publikum rumgekriegt hat, und von 350 Unternehmen, die seine Beratung in Anspruch nehmen. Praktische Fragen aus dem Auditorium beantwortet er mühelos: Was ist zu tun, wenn ein Pferd die schlechte Angewohnheit hat, seine Zunge übers Gebiss zu schieben; welche Körpersprache sagt dem Vierbeiner, dass er keine Angst haben muss?

Ob die jugendlichen Straftäter, die er bei Besuchen im Gefängnis zu bekehren versucht, ebensogut auf seine Argumente reagieren, ist fraglich. Volkswagen USA habe jedenfalls seinen Umsatz um 3,8 Milliarden Dollar gesteigert, sagt der Pferdeflüsterer. "Schade, dass ich da nicht auf Erfolgsprovision gearbeitet habe."

Monty Roberts: Das Wissen der Pferde und was wir Menschen von ihnen lernen können. Gustav-Lübbe-Verlag, 318 Seiten, 39,80 Mark.

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