Harmonie in Bonn Pianistin Marialy Pacheco mit Joo Kraus: Düsteres Tunnelsystem

BONN · Sie weiß um ihre erotische Aura. Um ihren überwältigenden Charme. Und sie weiß es ein bisschen zu gut.

 Marialy Pacheco in der Endenicher Harmonie.

Marialy Pacheco in der Endenicher Harmonie.

Foto: SCA

Marialy Pacheco gastiert im Rahmen des Beethovenfestes in der Harmonie, und ihre sehr ausführlichen Anmerkungen zu jenem ebenso sinnlichen wie gewagten aktuellen Album-Artwork, das sie rückseitig mit entblößtem Oberkörper und kunstvoll zu einem Violinschlüssel ondulierten Haaren am Klavier zeigt, sind unnötig. Das Bild spricht für sich.

Die kubanische Jazzpianistin eröffnet, unterstützt von ihren Triokollegen Juan Camilo Villa (Bass) und Miguel Altamar (Schlagzeug), den Abend mit einem Auszug aus ihrer "Cuban Suite", die Zitate aus dem Barock mit afro-kubanischen Jazzeinflüssen verquickt. Joo Kraus fädelt sich danach mit seiner Trompete nahtlos ein.

Die akustische Hommage an Tokio ist ein glitzerndes Ausrufezeichen; zwischendurch wird allerdings auch braver Fahrstuhljazz aufgetischt. Dafür entschädigt spätestens der Abschlusstitel "Metro", ein älteres Stück Marialy Pachecos, das über die Jahre mehrfach "renoviert" wurde, wie die quirlige Pianistin (Montreux Jazz Award 2012) selbst sagt. Die neueste Version ist eine hochinteressante Definition von Jazz - pulsierend, treibend, jagend, sich in einem düsteren Tunnelsystem verlierend. Suchend. Die intensivste Performance des Abends.

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