Reigen der Besten Pianogipfel findet bei der Telekom in Bonn statt

Bonn · Die Telekom lädt sechs Sieger und zwei Zweitplatzierte der Beethoven Competition zum Pianogipfel nach Bonn ein.

 Siegerehrung der Beethoven Competition 2019

Siegerehrung der Beethoven Competition 2019

Foto: Dan Hannen

Am Erfolg der International Telekom Beethoven Competition Bonn hatte Pavel Gililov nie den Hauch eines Zweifels: „Das ist ein sehr gesundes Kind. Von Anfang an“, sagte der aus der Ukraine stammende Pianist, bevor der Wettbewerb im Dezember 2005 unter seiner künstlerischen Leitung zum ersten Mal an den Start ging. Heute ist „das Kind“ deutlich herangereift, man könnte auch sagen: erwachsen geworden. Und hat seinen Platz in der internationalen Wettbewerbslandschaft gefunden. An diesem Wochenende wird Gililov Gelegenheit haben, auf die vergangenen 16 Jahre Beethoven Competition zurückzublicken. Aus Anlass von Beethovens 250. Geburtstag hat die Telekom (wegen der Corona-Pandemie mit einjähriger Verspätung) noch einmal acht Finalisten und Sieger des Wettbewerbs zu einem großen gemeinsamen Konzert eingeladen: Am Samstag, 16. Oktober, werden sie Kostproben ihres Könnens geben, entweder solo oder in Begleitung des Beethoven Orchesters Bonn unter der Leitung von Dirk Kaftan. Austragungsort ist das Telekom Forum am Landgrabenweg.

Der erste Preisträger des Wettbewerbs war der Finne Henri Sigfridsson, damals 31 Jahre alt. Heute, mit 47 Jahren, ist er ein viel beachteter Pianist und Lehrer. Seit 2011 unterrichtet der Musiker als Professor an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Er wird zwei Etüden von Frédéric Chopin in der Bearbeitung von Leopold Godowsky für die linke Hand allein spielen. Mit dem Repertoire für die linke Hand musste er sich wegen einer Koordinationsstörung der rechten intensiv auseinandersetzen.

2007 gewann der 1977 in Seoul geborene Ian Yungwook Yoo die Beethoven Competition. Im internationalen Konzertbetrieb ist er trotz des Sieges wenig präsent. Er wird jedoch beim Pianogipfel nicht dabei sein. Es vertritt ihn die zweitplatzierte Japanerin Keiko Hattori. Die 1979 geborene Pianistin erhielt damals auch den Publikumspreis.

Deutlich sichtbare Spuren im Konzertbetrieb und auf dem CD-Markt hinterließ in den Jahren nach seinem Wettbewerbserfolg der Deutsche Hinrich Alpers, der 2009 gewann. Auch er unterrichtet heute als Professor, und zwar in Dresden, ist aber auch auf anderen Feldern sehr aktiv. So gründete er 2010 in seiner Heimatstadt Uelzen die „Summer Academy of Music“, ein Festival aus Meisterkursen und Konzerten, und hat seinen Ruf als Beethoven-Interpret gefestigt. In mehreren Städten führte er die 32 Klaviersonaten Beethovens auf. In Bonn spielte er sie im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses, den er 2019 auch als Aufnahmestudio für eine Einspielung der neun Beethoven-Sinfonien in der Transkription von Franz Liszt nutzte. Erschienen sind sie bei Sony.

Botschafter des Beethoven-Hauses

Auch der 1986 in China geborene und heute am Salzburger Mozarteum unterrichtende Jingge Yan, der 2011 als Sieger aus der Beethoven Competition hervorging, nutzte später den Kammermusiksaal als Studio. Er nahm hier sämtliche Klaviersonaten Beethovens auf. 2015 wurde er zum „Botschafter des Beethoven-Hauses und der Beethovenstadt Bonn“ ernannt.

Als erste und bislang einzige Frau gewann die Koreanerin Soo-Jung Ann 2013 die Beethoven Competition. Der ganz große Karriereschub stellte sich bei ihr zwar nicht ein, aber man begegnet ihr auf zahlreichen Konzertpodien dieser Welt.

Als jüngster Teilnehmer in der Geschichte der Beethoven Competition gewann 2015 mit 20 Jahren der italienische Pianist Filippo Gorini die Siegtrophäe. Die Jury war von der Reife und Ernsthaftigkeit seines Spiels beeindruckt. Gorinis Einspielung von Beethovens „Diabelli-Variationen“ rief in der internationalen Presse höchstes Lob hervor. Gerade erst erschien seine Aufnahme mit Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“. Dabei leuchtet er den Fugen-Kosmos Bachs nicht nur am Klavier aus, sondern hat zu jedem der Stücke ein Gedicht geschrieben und begleitet das Projekt zudem mit einer Video-Reihe, in der er berühmte Persönlichkeiten wie den Pianisten Alfred Brendel, den Architekten Frank Gehry, die Choreografin Sasha Waltz oder den Regisseur Peter Sellars befragt.

 Pianist Hinrich Alpers

Pianist Hinrich Alpers

Foto: Felix Broede
 Tomoki Kitamura

Tomoki Kitamura

Foto: ITBCB
 Soo-Jung Ann

Soo-Jung Ann

Foto: ITCBC/ITBCB
 Filippo Gorini Pianist

Filippo Gorini Pianist

Foto: Marco Borggreve
 Jingge Yan

Jingge Yan

Foto: Barbara Frommann
 Henri Sigfridsson

Henri Sigfridsson

Foto: Marco Borggreve
 Keiko Hattori

Keiko Hattori

Foto: Foto_Keiko_Hattori__c_Markus_Gmeiner_.jpg

Zwei Jahre später, 2017, überzeugte erneut ein Italiener die Jury. Alberto Ferro. Mit 21 Jahren zählte auch er zu den jüngsten Gewinnern des Wettbewerbs. Wie der Sieger von 2007, Ian Yungwook Yoo, wird der heute 25-Jährige jedoch nicht beim Pianogipfel dabei sein. Stattdessen kommt der zweitplatzierte Tomoki Kitamura nach Bonn, der sich zuletzt intensiv mit der historisch informierten Aufführungspraxis auseinandergesetzt und die Liebe zum Spiel auf alten In­strumenten für sich entdeckt hat.

Ferros Nachfolger auf dem Siegertreppchen, der 1996 geborene Chinese Cunmo Yin, konnte wegen der wenige Wochen nach der Competition-Ausgabe von 2019 beginnenden Corona-Krise noch nicht gleich durchstarten. Da ist es ein Glücksfall für ihn, dass er mit der Klassischen Philharmonie Bonn in diesem Monat zu einer Konzerttour durch elf deutsche Großstädte aufbrechen konnte.

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