Interview mit Raphael Gualazzi "Pop ist nur eine Abkürzung für populär"

Der überraschende zweite Platz beim Eurovision Song Contest 2011 machte den italienischen Musiker Raphael Gualazzi über Nacht berühmt. Vor seinem Auftritt beim Eröffnungskonzert des Bonner Jazzfestes, bei dem er am 11. Mai von der WDR Big Band begleitet wird, sprach Bernhard Hartmann mit dem Musiker.

 Jazz für alle: Pianist und Sänger Raphael Gualazzi in Aktion. Geboren wurde er 1981 im italienischen Urbino. Bereits 2005 brachte der Sänger und Pianist sein Debüt-Album "Love Outside the Window" beim Plattenlabel Edel Music heraus. Im vergangenen Jahr erschien dann sein zweites Album "Reality and Fantasy". Darauf befindet sich auch das Lied "Madness of Love", mit dem er beim Eurovision Song Contest 2011 den zweiten Platz für Italien errang. Das Land war erstmals seit 1997 wieder dabei.

Jazz für alle: Pianist und Sänger Raphael Gualazzi in Aktion. Geboren wurde er 1981 im italienischen Urbino. Bereits 2005 brachte der Sänger und Pianist sein Debüt-Album "Love Outside the Window" beim Plattenlabel Edel Music heraus. Im vergangenen Jahr erschien dann sein zweites Album "Reality and Fantasy". Darauf befindet sich auch das Lied "Madness of Love", mit dem er beim Eurovision Song Contest 2011 den zweiten Platz für Italien errang. Das Land war erstmals seit 1997 wieder dabei.

Foto: Promo

Wie haben Sie sich beim Eurovision Song Contest im vergangenen Jahr gefühlt, bei dem Sie ja überraschend Zweiter geworden sind?
Gualazzi: Es war eine unglaubliche Erfahrung für meine berufliche Entwicklung. Und es war natürlich auch ein großer Spaß.

Haben Sie die deutsche Kandidatin Lena kennengelernt?
Gualazzi: Ja klar. Und ich war schon ziemlich stolz, dort eine Kollegin von so hoher Professionalität zu treffen.

Hat Ihre erfolgreiche Teilnahme an dem Wettbewerb Ihnen bei Ihrer Karriere weitergeholfen?
Gualazzi: Das kann man durchaus sagen. Es hat ja immerhin dazu geführt, dass mein Album "Reality And Fantasy" europaweit veröffentlicht werden konnte.

Ihr musikalischer Hintergrund ist ein völlig anderer als der bei den meisten anderen Teilnehmern des Songcontests. Sie sind Jazz-Sänger und -Pianist. Wo sehen Sie selbst ihre musikalischen Wurzeln?
Gualazzi: Meine wichtigste musikalische Inspiration als Pianist ist sicher die "Stride Piano"-Technik. Musiker wie Fats Waller haben diesen Stil berühmt gemacht. Aber ich hatte nie einen wissenschaftlichen oder philologischen Ansatz. Mir war es immer sehr wichtig, den Jazz mit anderen Einflüssen zu verbinden, so dass auf diese Weise die großartigen Jazztraditionen durch unterschiedliche heutige Musikstile wieder aufleben können. Einflüsse gibt es darüber hinaus sehr viele. Die Soulmusik der 70er zählt dazu und vieles mehr von den Wurzeln des Blues bis hin zum Reggae.

Vielen gilt Jazz als elitär, als Musik für Intellektuelle. Sie empfinden sie als Musik, die wenig mit ihrem täglichen Leben zu tun hat. Wie denken Sie darüber?
Gualazzi: Nun, der Jazz entstand ja gerade nicht in einer von Intellektuellen geprägten Atmosphäre, sondern in der einfachen Bevölkerung an sehr unterschiedlichen Orten wie Kirchen, Stummfilmkinos, Bordellen, Mietskasernen und Tanzhallen. Für mich gilt nach wie vor: Jazz ist eine Musik für alle.

Die Fusion von Jazz und Rock war in den 1970er Jahren eine große Sache. Heute gibt es viele Verbindungen zwischen Jazz- und Pop-Musik. Was bedeutet Pop für Ihre eigene Musik?
Gualazzi: Für mich ist das Wort Pop lediglich die Abkürzung für populär. Ich denke, dass der Begriff eigentlich sehr gut zum Ausdruck bringt, dass ich Musik für ein großes Publikum mache.

Ist es Zufall, dass die populärsten jungen Jazzer wie Sie und Jamie Cullum sowohl Sänger als auch Pianisten sind?
Gualazzi: Das Klavier ist ja wie ein kleines Orchester. Wir finden dadurch wohl einen leichteren Zugang zum Komponieren, was sehr dabei hilft, einem Song die richtige Atmosphäre zu geben.

Würden Sie Ihren Landsmann Paolo Conte zu Ihren Idolen zählen?
Gualazzi: Paolo Conte ist einer der herausragenden Künstler Italiens, und ich fühle mich natürlich sehr geehrt, wenn ich mit ihm in Verbindung gebracht werde. Aber ich denke, Paolo Conte und ich haben am Ende doch nur zufällig die gleichen Einflüsse.

Werden Sie beim Bonner Jazzfest mit der WDR Big Band eigene Stücke spielen? Wird ihr Song-Contest-Beitrag "Madness of Love" dabei sein?
Gualazzi: Ich bin noch nicht sicher, ob wir "Madness of Love" spielen werden. Aber ganz sicher werden bei dem Konzert einige Song meines Albums "Reality and Fantasy" in speziellen Arrangements der WDR Big Band zu hören sein.

Das Eröffnungskonzert des Bonner Jazzfestes mit Raphael Gualazzi und der WDR Big Band (Leitung: Michael Abene) beginnt am Freitag, 11. Mai, 19.30 Uhr, im Telekom Forum in Beuel . Karten: unter anderem in den Bonnticket-Shops in den GA-Zweigstellen oder bei bonnticket.de

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