Ausstellung in der "galerie.1" Porträtbilder aus den Blickwinkeln von sechs Fotografen

KÖNIGSWINTER · Die Ausstellung in der "galerie.1" firmiert unter dem Titel "i/c/u". Eine merkwürdige Bezeichnung. Aber Helmut Reinelt, der Vorsitzende der Künstlerinitiative "antiform", klärt auf: "Gesprochen ergibt diese Buchstaben-Kombination: ,I see you? - ,Ich sehe dich?."

 Aus Fotografen-Perspektive: Bilder von Menschen sind zurzeit in der "galerie.1" zu sehen.

Aus Fotografen-Perspektive: Bilder von Menschen sind zurzeit in der "galerie.1" zu sehen.

Foto: Frank Homann

In der Galerie, die von "antiform" in einem leerstehenden Ladenlokal an der Hauptstraße betrieben wird, zeigen sechs renommierte Fotografen ihre subjektiven Blicke auf den Menschen. Sie machen dabei deutlich, wie unterschiedlich Porträtfotografie sein kann.

Reinelt, im Hauptberuf Fotograf, präsentiert Arbeiten aus seinem langjährigen Projekt "Angesichts". Dazu befragte der Bad Honnefer Menschen, welche Wünsche und Sehnsüchte nach einer zweiten Existenz sie in sich tragen. Für den Fotografen schlüpften sie dann tatsächlich in diese Rolle. Da ist der Unternehmensberater, der gern Flugkapitän wäre. Ein Künstler wäre gern Schamane - fürs Foto schmierte er sich mit Heilerde ein.

Ein Theaterregisseur wäre am liebsten Revolutionär, mit Stern am Barett. Eine echte Opernsängerin mimte die berühmte Maria Callas. Reinelt: "Es ist faszinierend mitzubekommen, was die Leute sich wünschen." Und er selbst, möchte er auch gern eine andere Rolle spielen? "Nein, ich bin das, was ich bin. Ich versuche so zu sein, wie ich sein möchte", antwortet er.

Anrührend sind die Fotos von Achim Hehn. Der Kölner hat Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, porträtiert, Obdachlose, die gezeichnet sind vom Leben auf der Straße. Er lässt die Gesichter erzählen. Hehn hat sie nicht draußen abgelichtet. An einer Essenausgabestelle am Bahnhof fand er sie. "Ich glaube, sie haben sich gefreut, fotografiert zu werden." Für die Künstlerin Amelie Spötzel ist der Blick in die Kamera indes nichts Besonderes.

Der Bonner Fotograf Bernd Zöllner hat sie in Schwarz-Weiß porträtiert - entrückt, verträumt, das Gesicht mit zarten Blumen bedeckt. Die Fotografin Ashley Jones aus Berlin beeindruckt mit minimalistischen Bildern von Gesichtern in unwirklichem Licht. Nur Nasen, Münder, teils die Augen hat sie festgehalten, um die Grenzen von Individualität auszuloten. Ihr Fazit: "Ob Mann oder Frau, groß oder klein, dick oder dünn: Die Basis jedes einzelnen menschlichen Körpers ist die gleiche. Es besteht eine einheitliche Grundstruktur. Es sind verschiedene Gesichter, aber jeder Mensch ist gleich und sollte gleich behandelt werden."

Felix Hild aus Köln stellt zwei Fotoserien vor. In beiden werden Gesichter zur kreativen Gestaltungsfläche umfunktioniert und bis an die Grenzen der Wiedererkennbarkeit verfremdet. Den Gegenpol hierzu bilden die Fotos von Wolfgang Schmitz aus Königwinter, der sehr geradlinige und handwerklich perfekte Porträts von Künstlern aus der Region zeigt.

Info: Die Ausstellung in der "galerie.1", Hauptstraße 362, ist bis zum 17. November freitags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen. www.antiform.eu

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