Jürgen Nimptsch im Interview "Preiserhöhung ist überfällig"

Der Bonner Oberbürgermeister spricht im Interview über Opernkooperationen und Finanzen - und meint: Wir können nicht immer weiter neue Schulden machen.

Der Bonner OB Jürgen Nimptsch hat eine Opern-Kooperation zwischen Bonn und Köln in die Diskussion gebracht. Derweil gibt es Gespräche auf höchster Ebene zwischen den Städten Köln und Düsseldorf.

Dort geht es ebenfalls um eine Kooperation beider Opernhäuser. Düsseldorf droht gerade der aktuelle Opernpartner Duisburg wegen Finanzproblemen abhandenzukommen. Nimptsch belässt es aber nicht bei Gedanken zu Opernfusionen. In einem gestern veröffentlichten Essay ventiliert er zudem grundlegende Fragen zur Bonner Kulturpolitik. Der Oberbürgermeister stellte sich den Fragen.

Vor eineinhalb Jahren haben Sie in Köln das Thema gemeinsame Oper von Köln und Bonn in die Diskussion gebracht. Das Echo war eher negativ. Jetzt bringen Sie erneut das Thema Kooperation auf. Was hat sich seitdem Grundlegendes geändert?
Jürgen Nimptsch: Die Diskussion um die städtischen Finanzen hat in beiden Städten Fahrt aufgenommen. Jeder hat inzwischen verstanden, dass wir nicht immer weiter neue Schulden machen können, die unsere Kinder und Enkel bezahlen müssen. Köln und Bonn haben ihren Intendanten inzwischen die Grenzen aufgezeigt und ihnen nicht die verlangten Zuschüsse bereitgestellt. Außerdem scheinen wir uns bereits in einem Konkurrenzwettbewerb um Opernfusionen zu befinden; der Kulturdezernent der Stadt Köln und der Oberbürgermeister von Düsseldorf haben beide erklärt, dass sie eine Fusion der beiden Opern in Köln und Düsseldorf für attraktiv halten.

Wie bewerten Sie die Gespräche Ihrer Kollegen Dirk Elbers, Düsseldorf, und Jürgen Roters, Köln, über eine Opern-Kooperation beider Städte? Was bedeutet das für Ihre Initiative?
Nimptsch: Grundsätzlich wird meine Initiative dadurch gestärkt; es sind nun schon drei Oberbürgermeister, die es für eine gute Idee halten, wenn ihre Opernhäuser stärker zusammenarbeiten. Es sind übrigens dieselben Oberbürgermeister, die auch eine gemeinsame Eintrittskarte bei drei ihrer Museen eingeführt haben. Die Initiative unseres neuen Generalintendanten Bernhard Helmich, der für 2013/14 schon die gemeinsame Produktion der Opern in Düsseldorf/Duisburg, Dortmund und Bonn für eine Kinderoper auf den Weg gebracht hat, zeigt ebenfalls, dass dieser Zug sich in Bewegung gesetzt hat. Es wird am Ende nicht darum gehen, ob Köln mit Düsseldorf oder Bonn zusammengeht, sondern darum, wie alle drei Städte in gemeinsamer Anstrengung dafür sorgen, dass ihr Publikum zufrieden ist, obwohl insgesamt weniger Geld zur Verfügung steht.

Es wurde einmal vorgerechnet, dass die Oper Köln gar nicht genug Kapazitäten für die Bonner hätte. Auch scheinen beide Bühnen wenig kompatibel. Wie denken Sie darüber?
Nimptsch: Dass die Bühnenmaße nicht übereinstimmen würden und deswegen eine Kooperation scheitern müsse, war von Anfang an kein ernstzunehmendes Argument. Beide Häuser kooperieren schon jetzt mit anderen Häusern, die auch nicht die gleichen Bühnenmaße haben. Wenn bei einer Kooperation ab 2016 beide Opernhäuser bespielt würden, gäbe es auch kein Kapazitätsproblem.

Eine Kooperation könnte einen gemeinsamen Intendanten für die Oper nach sich ziehen. Was halten Sie davon? Wo sollte der seinen Sitz haben? Und wer soll ihn bezahlen?
Nimptsch: Ich halte das für einen guten Ansatz, der genau zu prüfen ist. Die vertraglichen Fragen sind alle lösbar. Dieser Auffassung scheint auch der Oberbürgermeister von Düsseldorf zu sein, der ja aktuell eine Fusion der Opern von Köln und Düsseldorf vorgeschlagen hat und damit zumindest beim Kulturdezernenten der Stadt Köln auf Gegenliebe zu stoßen scheint.

Wer sollte bei einer Opernkooperation die künstlerischen Impulse geben?
Nimptsch: Künstlerische Impulse sind nicht davon abhängig, ob zwei Opernhäuser gemeinsam bewirtschaftet werden. Sie kommen auch dann von denen, die sie bisher geben.

Dass eine Oper mit zwei Spielstätten kaum Geld spart, gilt als sicher. Wie und wo wollen Sie sparen?
Nimptsch: Der "Rheinischen Oper Köln-Bonn" würde, wenn sie mit 40 Millionen Euro ausgestattet würde, mehr Geld zur Verfügung stehen als der "Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg", die zurzeit noch einen Etat von 35 Millionen Euro hat. Bei dieser Summe würde nach einer einwohnerbezogenen Aufteilung ein namhafter Betrag im Haushalt der Stadt Bonn frei.

Dass Kooperationen kein Garant fürs Überleben sind, sieht man gerade bei Düsseldorf/Duisburg. Der kleinere Partner Duisburg ist akut gefährdet.
Nimtsch: Duisburg ist nicht Bonn.

Sie planen eine drastische Erhöhung der Eintrittspreise in der Bonner Oper. Dann haben sie nur noch reiches, elitäres Publikum in der Oper. Ist das kulturpolitisch fair?
Nimptsch: Ich halte es für vertretbar, dass die Eintrittspreise für Oper und Theater in Bonn so hoch sind wie in Köln, da hier gleiche Qualität geboten wird. Von dem dortigen Preisniveau sind wir noch ein Stück weit entfernt. Im Übrigen würde bei jeder Preiserhöhung eine soziale Staffelung erfolgen und Ermäßigungen würden gewährt, so dass der Besuch nie am Einkommen scheitern wird. Es wird für die Spielzeit 2013/14 nach vier Jahren erstmals zu einer Preiserhöhung kommen; diese ist dann überfällig.

Beim Finanzstreit zwischen Sport und Kultur haben Sie sich bislang herausgehalten. Wäre es nicht an der Zeit, Prioritäten zu setzen oder vermittelnd einzuschreiten?
Nimptsch: Ich habe mit den Vertretern des Sports bereits zusammengesessen. Es ist richtig, dass wir bei den Zuschüssen im Städtevergleich bei den Kulturausgaben in der Spitzengruppe liegen und im Sport eher im unteren Drittel. Ich werde daher dem Rat vorschlagen, in einem ersten Schritt die Kürzung der Zuschüsse an die Vereine in Höhe von 300.000 Euro wieder zurückzunehmen. [kein Linktext vorhanden]

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