Deutscher Musikwettbewerb Preisträger begeistern beim Finale in der Beethovenhalle

"Das war schön!" hat der norwegische Komponist Rolf Wallin sein 2006 entstandenes Konzert für Schlagzeug-Solo und Orchester genannt. Das Stück stand in der Beethovenhalle im Mittelpunkt des Abschlusskonzerts mit den Preisträgern des Deutschen Musikwettbewerbs (DMW).

Bonn. Auf solch einen Titel muss man erst mal kommen. "Das war schön!" hat der norwegische Komponist Rolf Wallin sein 2006 entstandenes Konzert für Schlagzeug-Solo und Orchester genannt. Das Stück stand in der Beethovenhalle im Mittelpunkt des Abschlusskonzerts mit den Preisträgern des Deutschen Musikwettbewerbs (DMW).

Alexej Gerassimez, 1987 in Essen geboren, schon vielfach ausgezeichnet und jetzt DMW-Gewinner, hantierte virtuos mit Marimba und Vibraphon; er kann es durchaus mit Martin Grubinger aufnehmen, der mit dem Wallin-Konzert in den letzten Jahren für Furore gesorgt hat. Das Stück lässt sich für den "normalen" Konzertbetrieb allerdings nur sehr bedingt empfehlen. Es ist eine etwas länglich geratene Hommage an Mozart und ein bisschen auch an den Vogelstimmensammler Olivier Messiaen.

Der Titel verweist auf eine liebenswerte Episode aus Mozarts Leben. Mozart hatte sich 1784 einen Star gekauft; das kluge Tier mit dem schlichten Namen "Herr Stahr" soll in der Lage gewesen sein, das Hauptthema des letzten Satzes aus Mozarts Klavierkonzert Nr. 17 fast fehlerfrei nachzuzwitschern, worauf Mozart in sein Werkverzeichnis den Kommentar "Das war schön!" schrieb. Später widmete er dem gestorbenen gefiederten Freund ein herzerweichendes Gedicht ("Hier ruht ein lieber Narr/Ein Vogel Staar").

So hübsch wie diese Geschichte kommt Wallins Konzert nicht daher, es leidet vor allem darunter, dass der Komponist mit dem Orchester relativ wenig anzufangen weiß. Bonns Beethoven Orchester unter dem Flensburger Generalmusikdirektor Mihkel Kütson musste denn auch weitgehend in der Rolle eines Stichwortgebers für den fabelhaften Solisten verharren, der neben ein paar verfremdeten Mozart-Zitaten viel Sphärisches zu erzeugen hatte, im Finale freilich richtig aufdrehen durfte.

Musikalisch ergiebiger wurde es mit dem Cellokonzert Nr. 1 in Es-Dur von Dmitri Schostakowitsch. Norbert Anger, ebenfalls Jahrgang 1987, in Freital (Sachsen) geboren, machte auf eindringliche Weise deutlich, warum er aus einem stark besetzten Wettbewerb - 21 Teilnehmer in der Sparte Cello - als Preisträger hervorging. Er fing den ersten Satz intensiv und nahezu ungestüm an, verpasste ihm dennoch straffe Kontur und rhythmische Prägnanz.

Das melancholische Moderato mit seinen folkloristischen Einschlägen hatte den schönen Hauch des Sentimentalen, Anger kann sein Cello singen lassen. Dass es technisch offenbar keine Probleme für ihn gibt, ließ sich an den souverän gemeisterten heiklen Partien der riesigen Kadenz ausmachen und an den ins Groteske gedrehten Passagen des Finales.

Das Beethoven Orchester und Dirigent Kütson waren engagierte Partner eines beeindruckenden Cellisten. Den Auftakt zum Konzertabend mit den beiden Preisträgern hatte die Organistin Anna-Victoria Baltrusch gemacht. Die Stipendiatin des Wettbewerbs spielte auf der selten benutzten Orgel der Beethovenhalle Bachs Präludium und Fuge g-Moll (BWV 542) - mit schöner Gestaltung des rezitativisch angelegten Präludiums und einer beherzten Fuge.

So bemerkenswert die solistischen Leistungen in der Beethovenhalle auch waren - der Deutsche Musikrat sollte sich für die Zukunft gründlichst überlegen, wie er ein gescheites Finale seines Vorzeige-Wettbewerbs über die Bühne bekommt. Geschlagene 50 Minuten gingen beim Abschlusskonzert für kluge Reden und langwierige Preisverleihungen drauf. Damit verärgert man auch den gutwilligsten Zuhörer.

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