Premiere der Udo Jürgens Tour in Köln

KÖLN · "Der ganz normale Wahnsinn" lautet die aktuelle Tour von Udo Jürgens, die vor rund 11.000 Fans aller Altersgruppen in der Kölner Lanxess-Arena ihre umjubelte Premiere hatte. Geplant war der Tourstart jedoch in einer anderen Stadt.

 Verspäteter Tourauftakt in Köln: Udo Jürgens präsentiert in der Lanxess-Arena "Der ganz normale Wahnsinn" - am Anfang noch im Anzug. Die Zugaben gab's wie immer im Bademantel.

Verspäteter Tourauftakt in Köln: Udo Jürgens präsentiert in der Lanxess-Arena "Der ganz normale Wahnsinn" - am Anfang noch im Anzug. Die Zugaben gab's wie immer im Bademantel.

Foto: Thomas Brill

Vor wenigen Tagen hatte sich ein Infekt auf Jürgens' Stimmbänder gelegt, so dass er den für den 1. Februar in Berlin geplanten Tourstart sowie die Folgekonzerte absagen musste. "Köln hat mir aber immer viel Glück gebracht", sagte der charmante Österreicher dem begeisterten Publikum.

Mit jugendlichem Elan federte Udo Jürgens auf die Bühne. Ein Versprechen wie "Mit 66 Jahren ist noch lange nicht Schluss" zu halten ist eine Sache, mit 77 Jahren eine Show von internationalem Spitzenformat zu präsentieren eine andere. Einige kleine Textunsicherheiten kamen zwar vor, das Verwechseln einer Liedreihenfolge überspielte Jürgens lässig mit dem Hinweis auf die Premiere.

Der Routinier, der vom Pepe Lienhard Orchester sowie vom Gesangsquartett The Voices exzellent unterstützt wird, nahm nicht den dramaturgisch sicheren Weg, indem er die Fangemeinde mit bewährten Klassikern in Stimmung versetzte. Vielmehr sollte sie zunächst dem zuzuhören, was ihm jüngst musikalisch in den Sinn gekommen ist. Einmal mehr erwies sich Udo Jürgens als ein stilsicherer Interpret, der dem Schlager Tiefsinn und dem Chanson Leichtigkeit verleihen kann und nicht nur bei der gelungenen Mischung aus Frank Sinatras Klassiker "Fly With Me" und seiner Version "Flieg mit mir" souverän auf Show-Weltklasseniveau agiert.

"Nichts aufschieben, jetzt leben"

"Ich schenk' Dir einen Traum" war alles andere als eine Eröffnung zum Füßewippen oder Mitklatschen. Jürgens warb für sein Lebensprinzip des "Carpe diem", das er auch in weiteren Liedern immer wieder durchscheinen ließ. "Nichts aufschieben, jetzt leben", wollte ein fast von missionarischem Eifer beseelter Jürgens seinen Anhängern mit nachdrücklichen Akkorden ins Bewusstsein hämmern.

Aber er zeigte sich auch von seiner humorvollen Seite, die bekanntermaßen dezente Gesellschaftskritik nicht ausschließt. In "Du bist durchschaut" beklagt er, von lockerer Reggae-Rhythmik unterlegt, die schöne neue Internet-Welt, in der alles Private nunmehr der Vergangenheit angehört.

Wie auf Kommando strömten nach der Pause die Fans Richtung Bühnenrand. Sie wussten: Jetzt geht die Party mit "Ein ehrenwertes Haus" oder "Ich war noch niemals in New York" richtig los. Immer wieder aber streute Jürgens Nachdenkliches und Nachdenkenswertes ein. Wie gewohnt spielte er die Zugaben im weißen Bademantel. Ein Medley von "Cottonfields" über "Merci Chérie" bis "Vielen Dank für die Blumen" wurde noch einmal frenetisch gefeiert.

Der ganz normale Wahnsinn. Am 21. Oktober erneut in Köln zu erleben.

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