Prinz im Exil bekommt den größten Beifall

Bei der 9. Siegburger Videonale präsentierten Videofilmer ihre Beiträge im Stadtmuseum - Gezeigt wurden 49 Streifen an zwei Tagen

Prinz im Exil bekommt den größten Beifall
Foto: Axel Vogel

Siegburg. Während sich die Stars in den vergangenen Tagen in Berlin zur Filmgala "Berlinale" die Klinke in die Hand gaben, hing an diesem Wochenende auch in Siegburg ein Hauch von "Oscar"-Stimmung in der Luft. Bekannte Stars und Sternchen waren zwar nicht in die Kreisstadt gekommen. Dafür gab es im Stadtmuseum jede Menge Kurzfilme zu sehen: Zum neunten Mal trafen sich Videofilmer aus der Region zur "Siegburger Videonale", um unter den kritischen Augen der Jury die besten der 49 gezeigten Beiträge auszuzeichnen.

Die Siegburger Videonale, die vom Filmverband NRW im Bund der Deutschen Film- und Video-Amateure (BDFA) veranstaltet wurde, ist eine der regionalen Vorentscheidungen zum Bundeswettbewerb, dessen Sieger wiederum zu den Deutschen Filmfestspielen reisen können. Auf einen Preis hofften bei den diesjährigen Siegburger Vorentscheidungen freilich alle Hobbyfilmer, die unter anderem von den Film- und Videoclubs aus Siegburg, Aachen und Köln angereist waren. Um bei der Videonale dabei sein zu können, hatten sich alle vorher bereits bei den lokalen Clubwettbewerben qualifiziert.

Diese Hürde hatte auch Rolf Hülsebach aus Köln gemeistert: Sein Reisebericht "Skye, Flora und der Prinz" erzählt die Geschichte von Flora Macdonald, die auf Skye, der größten Insel der Inneren Hebriden, einem Prinzen Exil gewährte. Gekonnt stellt Hülsebach eindrucksvolle Naturbilder neben historisches Bildmaterial und unterstreicht dies mit gut ausgewählter Musik. Kein Wunder, dass der zwölf Minuten lange Film begeisterten Beifall erhielt, am Ende auf dem ersten Platz landete und mit dem BDFA-Wanderpreis ausgezeichnet wurde.

Ebenso eindrucksvoll auch der Beitrag "Millennium", der mit einem zweiten Preis in der nächsten Runde zu sehen sein wird: Jannis Karayannakos aus Aachen lässt in dem Film einen alten Mann am Millenniums-Silvesterabend in seine Vergangenheit blicken - mit Kriegen, Armut und Hungerselend.

Eher dem Niveau einer Laienaufnahme entsprach dagegen der Beitrag "Lies" von Volker Ebert aus Wipperfürth, der zu den Klängen des gleichnamigen Songs von DJ BoBo einen Schauspieler in die Rolle des schweizer Musikers versetzte. Dieser fährt morgens zur Arbeit, während seine Frau daheim den Liebhaber empfängt. Als ob es sich der Zuschauer nicht schon hätte denken können: DJ BoBo hat etwas zu Hause vergessen, überrascht seine Frau inflagranti mit dem Liebhaber und setzt beide vor die Tür. Am Schluss stellt sich jedoch raus: Die Geschichte war nicht echt, sondern nur ein Computerspiel.

Einen anspruchsvolleren Spielfilm haben da die drei Siegburger Dieter Schmieding, Walter Richter und Rolf Bähr gedreht. In ihrem mit einem zweiten Preis prämierten Film "Lotto - Alles ist drin" geht es ganz nach dem Vorbild der Lotto-Werbetrailer um einen frustrierten Beamten, der den Jackpot geknackt hat. Die Story nimmt ihren Lauf: Kaum gewonnen, wirft er seine Ehefrau aus dem Haus und gibt im Büro eine Runde nach der anderen. Die Ehefrau daheim findet den Lottoschein ihres Mannes, löst ihn ein und setzt sich mit einem Taxifahrer in die Südsee ab. Für die letzte Szene fuhren die Videofilmer nach Holland und sperrten dort sogar einen Strand ab: Im Lichte der untergehenden Karibik-Sonne gibt es schließlich den bekannten Lottospruch: "Den wievielten haben wir heute?" Antwort: "Ich glaub`, November."

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