Prix-Pantheon-Preisträger Schmickler besticht mit Verbalattacken

Wer ihn bislang nur aus den "Mitternachtsspitzen" kannte, der dürfte von Wilfried Schmicklers freundlich-verbindlichem Auftritt am Mittwochabend im Beueler Brückenforum einigermaßen überrascht gewesen sein.

Prix-Pantheon-Preisträger Schmickler besticht mit Verbalattacken
Foto: Pantheon

Beuel. Wer ihn bislang nur aus den "Mitternachtsspitzen" kannte, der dürfte von Wilfried Schmicklers freundlich-verbindlichem Auftritt am Mittwochabend im Beueler Brückenforum einigermaßen überrascht gewesen sein. Ein scheinbar harmloses Lächeln, wo der Mann doch sonst dem netten Moderator Jürgen Becker ins Wort fällt und das, was er zu sagen hat, einfach in den Saal hineinbrüllt.

Auf der Bühne jedenfalls ist der Tonfall des Prix-Pantheon-Preisträgers 2007 in der Kategorie "Reif und bekloppt" deutlich ruhiger, was seine Verbalattacken mitnichten entschärft. Ganz im Gegenteil. "Weiter" heißt das neue Programm, das nahtlos dort anknüpft, wo der Vorgänger aufhörte.

"Es war nicht alles schlecht": So lautete seinerzeit Schmicklers freilich recht ironische Bilanz der ersten 30 Jahre als politischer Kabarettist. Doch es bleibt noch genug, was der Gast des Pantheon anzuprangern hat. Denn wer glauben möchte, dass der Gier auf der einen und der damit einhergehenden Gleichgültigkeit auf der anderen Seite irgendwelche natürlichen Grenzen gesetzt seien, wäre zumindest naiv zu nennen.

Natürlich kriegen sie alle ihr Fett weg: Merkel und Wulff, Brüderle, Westerwelle und zu Guttenberg oder wie die Protagonisten des bundesdeutschen "Politzirkus" sonst noch heißen mögen. Doch das, was Schmickler auszeichnet, worin ihm keiner so schnell etwas vormachen wird, ist seine Art, die Heuchelei und den Zynismus des Durchschnittsbürgers zu entblößen. Der sich sicher glaubt in seiner kleinen, wohlgeordneten Welt. Weil Armut ja auch immer etwas mit dem Unvermögen der Armen zu tun hat.

Keine Frage: Der Mann in Schwarz ist kompromisslos, klar und deutlich. Und er weiß seine mitunter gern als "linguale Axt" bezeichnete Waffe sehr wohl zu führen. Sie trifft - gesprochen und gesungen - ebenso die Verdummung der breiten Masse und deren Bereitschaft, sich für dumm verkaufen zu lassen. Mag das eine oder andere seiner Lieblingsopfer es sich auch wünschen: Ans Aufhören denkt einer wie Schmickler noch lange nicht. Und das ist in seinem Fall sogar sehr gut so.

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