Prix Pantheon: Sechs Kandidaten stellen sich vor

Am ersten Wettkampftag setzen sich die angehenden Comedians dem Urteil der Jury und des Publikums aus

Prix Pantheon: Sechs Kandidaten stellen sich vor
Foto: Horst Müller

Bonn. Frühreif und verdorben, beklatscht und ausgebuht? Das ist es doch, was sie alle gern wären: die zwölf Kandidaten beim Prix Pantheon, den 15. German Spaß- und Satire-Open.

Womit aber können sie die Jury, das Publikum oder womöglich sogar alle für sich gewinnen? Eine Frage, die die ersten sechs jetzt auf ganz unterschiedliche Art und Weise beantwortet haben: mit einer Handvoll Haargel zum Beispiel, mit gehässiger Alltagspoesie, einem ausgesprochen breiten Hamburger Akzent und einem sexy Haarnetz.

Das mag von Fall zu Fall Geschmackssache sein, die Vielfalt aber steht an diesem ersten Wettkampftag außer Zweifel. So kann sich auch Serhat Dogan entspannt zurücklehnen und braucht nicht zu fürchten, wegen mieser Witze ins nächste Flugzeug Richtung Ankara gesetzt zu werden.

Und das liegt nicht etwa an seinem unverhohlenen Bestechungsversuch - "fünf Schafe für jedes Jurymitglied, falls ich das hier gewinne" - , sondern schlicht und einfach daran, dass der junge Türke zwischen Kebab und Käsekuchen gut unterhält.

Sein harmlos-naiver Blick auf die deutsche Wahlheimat hat Charme und Witz, die Hüften kreisen lassen kann er auch. Dennoch zeichnet sich sein Profil vielleicht noch nicht scharf genug ab, um als Preisträger in Frage zu kommen.

Dasselbe könnte, wer ihn nicht zu seinen Favoriten zählen möchte, auch von Heino Trusheim behaupten. Und anführen, dass vor ihm auch schon andere Witze über Kaffee to go und Omas Telefon im Brokatmantel gemacht haben.

Nichtsdestotrotz bieten Trusheims 20 Minuten gepflegten Comedy-Mainstream, fast perfekt bis hin zu Mimik und Gestik. So wie die amüsante Geschichte deutscher Urlauber auf endloser Irrfahrt um den Arc de Triomphe, gemeinsam mit Italienern, Spaniern und entgegenkommenden Engländern.

Ein Formtief hingegen scheint an diesem Abend die bei den Lesenächten im Pantheon sonst so souverän auftretende Katinka Buddenkotte erwischt zu haben. Ihre Geschichten sind originell und pointiert. Daran liegt es also wohl kaum, dass der Funke nicht überspringt und dieser Auftritt gründlich misslingt.

Sollte Nervosität der Grund gewesen sein, kann Volker Strübing damit weitaus besser umgehen. Auch wenn er sich erst mal nach allen Regeln der Kunst unbeliebt macht: "Ich bin gern in Bonn. Denn hier weiß ich dann immer, was ich an Berlin habe."

Buhrufe steckt er lässig weg. Weil er eben egozentrisch und gemein ist. Das jedenfalls wollen seine kurzweiligen und herrlich boshaften Geschichten glauben machen. Aber eigentlich sieht Strübing viel zu nett aus, um das Schwein des Abends zu sein.

Ob er Helga gefallen würde, ist noch eine andere Frage. Helga ist Sekretärin, lebt in Hamburg und erinnert spontan an Marlene Jaschke. Schräg, schrullig, wunderbar. Aber Helga heißt in diesem Fall nicht Jutta Wübbe, sondern Cloozy und kommt aus Berlin.

Und wenn sie in Jaschkes Schuhen ab und an noch etwas schwankt, ist ihr Potenzial deutlich erkennbar und macht neugierig auf mehr. Carmela de Feo alias La Signora heißt das Schlusslicht des Abends.

Vielleicht agiert die Italienerin aus Oberhausen deshalb etwas zu laut und zu schrill. Schade, denn ihre Figur hat durchaus Klasse, und es dauert zu lange, bis sie hinter Posen und Sprüchen richtig sichtbar wird. Ihr Applaus gilt einer eckigen und kantigen Persönlichkeit mit gewissen Chancen auf die Pole Position.

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