Manu Chao in Köln Protest, der in die Beine geht

KÖLN · Manu Chao verbreitet mit seiner Musik gute Laune und politische Botschaften unters Kölner Tanzbrunnen-Publikum.

 Musik und Polizeisirenen: Manu Chao vor 8000 Fans in Köln.

Musik und Polizeisirenen: Manu Chao vor 8000 Fans in Köln.

Foto: Brill

Der G7-Gipfel auf Schloss Elmau bewirke politisch kaum etwas, insbesondere im Hinblick auf die dringlichen Klimaziele würde zu wenig bewegt. In diesem oder ähnlich lautendem Tenor melden sich vielfach Kritiker der aufwändigen Zusammenkunft gewichtiger Polit-Entscheider zu Wort.

Wie Politik und Bewegung - gemeint ist in diesem Fall jedoch zunächst die rhythmisch-tänzerische - besser zusammenkommen, um politisch alternative Ziele zu erreichen, demonstrierte im ausverkauften Kölner Tanzbrunnen Manu Chao mit seiner Band Radio Bemba Sound System.

Seine Sound-Mélange aus Reggae, Ska, Rock, Latino-Rhythmen, Flamenco und Rai, die der meist spanisch singende Franzose mit baskisch-galizischen Wurzeln der Einfachheit halber selbst Mestizo nennt, erzeugt schnell ausgelassene Partystimmung.

Gleich zu Beginn bringen die schnellen Ska-Rhythmen von "Ya Ilegó", von der Windenergie zweier Bläser zusätzlich angetrieben, die Fans in tanzende Bewegung und ein vielkehlig angestimmtes "A-yo-yo-yo"

geht als gut gelauntes Echo zurück in Richtung Bühne. "Mr. Bobby", eine Hommage an die Reggae-Ikone Bob Marley, lässt die Fans vor der Bühne ausgelassen hüpfen und hebt den Stimmungpegel auf seine Höchstmarke, die Chao, der am 21. Juni 54 Jahre wird, für über zwei Stunden souverän halten kann.

Neben Klassikern wie "Bongo Bong", "Clandestino" oder "Politik Kills" mischt er unter anderem mit "King Kong Five" oder "Machine Gun" auch einige Songs aus seiner Zeit bei Mano Negra ins Repertoire.

Feierlaune ist ein zweifelsohne ein wichtiger Aspekt, doch die weltmusikalische Mischung aus Robin Hood und Emiliano Zapata in Person von Manu Chao singt auch für eine bessere, sprich gerechtere Welt, indem er Minderheiten, insbesondere indigenen Völkern Mexikos, Gehör verschafft. Mit "Fuera Monsanto" wird er in seiner aktuellen Kritik auch sehr konkret.

Das macht er jedoch meist nicht in Form musikalisch langweilig untermalter Flugblatt-Parolen, sondern mit lustvoller Tanzmusik. Sein politischer Protest, immer wieder von einer Polizeisirene begleitet, zielt natürlich auch auf den Kopf, aber Chao weiß, dass er mittels des Umwegs über die Beine mehr Menschen erreichen kann.

Und weil seine Musik so mitreißend ist, bemerken viele Fans erst nach der letzten heißen Zugabe, dass um sie herum längst ein kalter Wind weht. Letztlich genauso wie in der politischen Realität.

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