Publikumspreis des Prix Pantheon für den Bonner Dave Davis

Die Jury hält Cloozy alias Claudia Wipfler für "frühreif und verdorben"

Publikumspreis des Prix Pantheon für den Bonner Dave Davis
Foto: Horst Müller

Bonn. Der Prix Pantheon geht diesmal nach Bonn und Berlin: an Motombo Umbokko, den Toilettenmann aus dem Schnellrestaurant mit dem goldenen M, und an Helga, Vorstandssekretärin mit breitem Hamburger Akzent - oder genauer gesagt an Dave Davis, 36, und Cloozy alias Claudia Wipfler, 44.

Am Mittwochabend nahmen die beiden, von ihrem eigenen Glück offenbar doch ein wenig überrascht, die Auszeichnung des Publikums mit den Attributen "Beklatscht und ausgebuht" und den Preis der Jury namens "Frühreif und verdorben" aus den Händen von Rainer Pause entgegen. Glückliches Ende eines stärkeren zweiten Wettkampftages, an dem auch einige ihrer Kollegen Akzente zu setzen wussten.

Nepo Fitz zum Beispiel, der Sohn der Kabarettistin Lisa Fitz, der in 20 Minuten bewies, dass Talent des Öfteren auch vererbt wird. Er traktiert das Klavier wie Jerry Lee Lewis, was hinreißend ist, und legt auch verbal Tempo vor. Vielleicht braucht es nur etwas mehr (Lebens)Erfahrung, um restlos zu überzeugen.

Auf einem guten Weg dorthin ist Matthias Reuter aus Oberhausen-Sterkrade, der seinen Auftritt mit der Titelmelodie aus "Ein Fall für zwei" einleitet. Er spielt Klavier, lässt alltägliche Katastrophen aus sicherer zeitlicher Distanz genüsslich Revue passieren, sinniert über Fischdarstellungen auf Postwertzeichen und folgt den Spuren des Kabarettkollegen Matthias Brodowy, was keine schlechte Empfehlung ist.

Wohingegen die Damen Weyers La Chiffre und Schmidt vom Trio "Fönfieber" den Erwartungen, die ihr "musikalisches Spionagespektakel" weckt, bedauerlicherweise nicht gerecht werden. Nichts gegen ihre Interpretationen bekannter Bond-Titelsongs wie "Licence to kill" von Gladys Knight, doch der rote Faden reißt immer wieder ab und verwickelt sich auf abstruse Weise.

Was ein Heimspiel ist, hat Publikumspreisträger Dave Davis jetzt selbst erlebt. Sein Humor trifft in jeder Hinsicht voll ins Schwarze. Und so schleichen sie sich mit hinein - die hintergründigen Gemeinheiten, die seinem Programm Tiefenschärfe verleihen. Nach diesem Auftritt sollte Nils Heinrich es schwer haben.

Doch mitnichten: Der junge Kabarettist "aus dem Teil Deutschlands, der bei euch früher einfach nur drüben hieß", skizziert die Macken seiner Landsleute punktgenau. Zyniker wie er haben in Krisenzeiten Hochkonjunktur, und das ist einem wie Nils Heinrich auch wirklich zu gönnen.

Einen weitaus schwächeren Abgang verschafft sich Oliver Polak. Ist jüdischer Humor sonst ein sicherer Garant für Lacher auf relativ hohem Niveau, kommt ihm seine provokante Attitüde in die Quere. Was in seinem Fall schade ist. Ein zweite Chance hätte er durchaus verdient - dann allerdings über eine längere Distanz als 20 Minuten.

Fernsehpreis Zum vierten Mal wird in diesem Jahr der 2006 neu geschaffene und mit 3 000 Euro dotierte Fernseh-Publikumspreis verliehen. Die Zuschauer wählen zwischen den zwölf Kandidaten, die sich am ersten und zweiten Wettkampftag im Pantheon vorgestellt haben, ihren persönlichen Favoriten.

Stimmen können vom 9. Mai an unter www.wdr.de/comedy abgegeben werden. Sendetermine der beiden Wettkampftage im WDR-Fernsehen: 17. Mai, 23.30 Uhr (Teil 1) und 24. Mai, 23.30 Uhr (Teil 2). Radiohörer haben am 23. Mai, 16.05 Uhr (1.Teil, "Unterhaltung am Wochenende") und 24. Mai, 20.03 Uhr (2. Teil, "Streng öffentlich") bei WDR 5 die Möglichkeit, sich einen Überblick über die Kandidaten zu verschaffen.

Der Gewinner des Fernseh-Publikumspreises wird bei der Prix Pantheon Gala am 26. Mai auf dem Bonner Museumsplatz bekannt gegeben. Der Abend mit Eckart von Hirschhausen, Johann König, Florian Schroeder, Dieter Hallervorden und Bodo Wartke sowie den Moderatoren Rainer Pause und Gayle Tufts beginnt um 20 Uhr.

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