Kommentar Punktsieg für McDonald's

Es war sicherlich blauäugig zu erwarten, dass die zehn Millionen Euro teure und von Außenminister Guido Westerwelle vor einem Jahr eröffnete Ausstellung "Kunst der Aufklärung" mit Werken aus drei großen deutschen Museen in Peking die Aufklärung nach China tragen würde.

Aber dass sie offenkundig praktisch keinerlei Wirkung hatte, überhaupt nichts an der Menschenrechts-Situation änderte, ja sogar China an der Inhaftierung des Künstlers Ai Weiwei lange festhielt und die Repressalien gegen Regimegegner fortsetzte, kann als kapitales und teures Scheitern der deutschen Auslands-Kulturpolitik gewertet werden. Da wog wohl die Eitelkeit deutscher Museumschefs und Außenpolitiker schwerer als der Mut, in China ein wahrnehmbares aufklärerisches Signal zu setzen.

Als die in Sachen Ai Weiwei kaum hörbar agierenden deutschen Aufklärer ziemlich bald nach der mit viel Pomp zelebrierten Ausstellungseröffnung spürten, dass ihnen das ganze Projekt aufgrund Deutschlandweiter Proteste um die Ohren fliegen könnte, agierten sie hilflos. Sie nutzten nicht den Druck aus der Heimat, um China mit den Forderungen zu konfrontieren.

Sie hatten nicht den Mut, die Aufklärungsschau in einem zutiefst aufklärungsfeindlichen Land abzubrechen, wie wiederholt gefordert wurde. Nein, sie zogen das Ding durch, ließen die Ausstellung, die perfiderweise am "Platz des Himmlischen Friedens", dem Schauplatz des Massakers an Studenten im Jahr 1989 zu sehen war, laufen.

Kaum einer im Reich der Mitte habe die Schau sehen können, sagte Ai Weiwei. "In jedem McDonalds-Restaurant gibt es mehr Menschen als in dieser Ausstellung", klagte er. Burger oder bürgerliche Aufklärung? China hat gewählt. Und Deutschland hat verloren.

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