"Quatsch keine Oper" mit Hagen Rether

Italien den Tunesiern! Eine merkwürdige Forderung. Aber Hagen Rether benützt oft Umwege, um seine Sicht auf die Dinge zu verdeutlichen. Denn nach dem eigenen Land könne das tunesische Volk nun endlich auch Italien demokratisieren.

"Quatsch keine Oper" mit Hagen Rether
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Bonn. Italien den Tunesiern! Eine merkwürdige Forderung. Aber Hagen Rether benützt oft Umwege, um seine Sicht auf die Dinge zu verdeutlichen. Denn nach dem eigenen Land könne das tunesische Volk nun endlich auch Italien demokratisieren.

Gedankengänge dieser Art sind nicht selten für Rethers ständig aktualisiertes Programm "Liebe", mit dem er seit 2003 auf Tour ist. Ganz allein sitzt er auf der Bühne der Bonner Oper. Erst gegen Ende seines fast dreistündigen Programms fängt Rether an, auf dem Klavier zu spielen. Bis dahin war der Aktionshöhepunkt, dass er sein Klavier geputzt hat.

Auffällig effektlos und mit tiefer, fast meditativer Stimme bestreitet Rether den Abend und setzt ganz auf den Inhalt seines Programms. Ob Politik, Medienlandschaft oder Religion, er lässt kein gutes Haar an seinen Protagonisten. Wenn Rether sich über die überproportionale Berichterstattung zu der Doktorarbeit eines Politikers äußert, bleibt die Pointe aus, was von Pessimismus und Enttäuschung zeugt.

Wenn er sagt, man solle sich darüber freuen, dass somalische Fischer Piraten werden, denn so könne sich der Fischbestand erholen, ist das fast zynisch. Dass Rether jedoch nie gänzlich abdriftet, liegt daran, dass immer sein Ideal durchscheint.

Und das ist denkbar simpel: Nett sein. Auch wenn manche sagen, nett sei die kleine Schwester von doof. Seine Botschaften erschließen sich vielleicht nicht sofort, aber wenn er zum Beispiel sagt: "Ich wäre so gern Drohnenpilot" und anschließend seufzt: "Dann könnte ich von zu Hause aus arbeiten", freut sich das Publikum, dass er nicht zu Hause, sondern in der Oper arbeitet.

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