"Labor der Zeichen und Dinge" im Frauenmuseum Rätselhafte Pakete

BONN · Auf Stühlen und in einem Panzerschrank stapeln sich zu lockeren Bündeln verschnürte Objekte, die auf Anhieb an antiquarische Bücherschätze erinnern.

 Versiegelte Folianten oder verschnürte Päckchen: Mit einer Installation stimmt die Künstlerin Homa Emani ihr Publikum auf die Ausstellung im Frauenmuseum ein.

Versiegelte Folianten oder verschnürte Päckchen: Mit einer Installation stimmt die Künstlerin Homa Emani ihr Publikum auf die Ausstellung im Frauenmuseum ein.

Foto: Franz Fischer

Die dunklen, mit Wachs versiegelten, darüber hinaus federleichten Folianten der persischen Künstlerin Homa Emani vergönnen jedoch keinerlei Lesevergnügen; sie rufen vielmehr, ähnlich wie das detailpralle "Labor der Zeichen und Dinge" detektivische Impulse und Spekulationsgeist auf den Plan.

Die blockartigen Gebinde mit ihrer taktilen Ästhetik bilden das chronologische Entree zu vier verschränkten Raumfluchten, deren prägnante Themeninszenierungen im Grunde auf sensiblen Wirklichkeitserfahrungen der nunmehr seit dreißig Jahren im Rheinland lebenden, an der Teheraner Universität diplomierten Bildhauerin fußen.

Das Archiv, basierend auf Collage-Serien iranischer und deutscher Gazetten, wirkt wie ein Pendeln zwischen Vergangenheit und Gegenwart. "Es ist wahrscheinlich eine nomadische Kunst, die mich umtreibt", so Homa Emani. Sammeln, Bündeln, Konservieren, Vermengen, Verschlüsseln, Komprimieren und nicht zuletzt plastisches Denken beherrschen gleichermaßen das drei Jahre in Anspruch nehmende Projekt "Küchenkalender"; Myriaden von Tafeln, bestückt mit dezent farbigen Kreisgeflechten raunen von fernen, obendrein codierten Tafelfreuden.

Auch im angrenzenden Gartenrevier verschwistern sich persische und deutsche Vegetationen; bekannte und unbekannte, archaische sowie gemendelte Kräuter oder Fantasiegewächse vagabundieren auf samtigen Papiergründen, wuchern in plastische Dimensionen hinein.

Koloristisch verfremdete Zitate aus dem Frauenmagazin "Brigitte" verraten nicht nur eine sozialkritische Künstlerin. Die verschleierten Frauengestalten erzählen, so die Sicht der Künstlerin, nunmehr "andere Geschichten, universale, von Geburt, Familie, Leben, Trauer und Abschied".

Frauenmuseum, Im Krausfeld 10, bis 16. August. Di-Sa 14 bis 18 Uhr, So 11 bis 18 Uhr.

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