Poetry Slam in der Schauspielhalle Beuel "Raus mit der Sprache"

Beuel · Hoffnung, das kaputte Poetenleben, Älterwerden und Action-Andy - auf dem "Raus mit der Sprache"-Poetry Slam in der Schauspielhalle Beuel waren die Beiträge abwechslungsreich wie immer.

Neu war das musikalische Rahmenprogramm. Die Liedermacher "Marcel und Herr Wiesner" waren aus Berlin zum Slam gekommen. Während Marcel Sticht für Gesang und Gitarrensound sorgte, spielte Herr Wiesner vom Cajón über die Steel Drum bis hin zum Xylophon die unterschiedlichsten Percussions. Mit ihrem fröhlichen Klang und deutschen Texten leiteten sie die Runden des Wettbewerbs ein.

In die Finalrunde zogen Christian Gottschalk, Carmen Wegge, Fabian Navarro und Andi Weber ein. Den Sieg holte Fabian Navarro mit einem Text über Hoffnung. Sei man in Trauer und sei das Bunteste im Leben das Benzin in den Pfützen, wisse er einen Rat: "Stell dich auf die Fensterbank und schrei hinaus: Kartoffeln!" Er singt ein Loblied auf die Kartoffel, die den Menschen schon seit Jahrhunderten begleitet. "Setz' selbst an Stelle der Knolle etwas ein, denn Hoffnung muss immer sein."

Sein "hohes Alter" machte der 1964 geborene Christian Gottschalk zum Thema. Erzählte er auf Slams von dem Kuchen Hermann, der für ihn den Vorläufer der Ketten-Mail darstellt, guckten ihn die jungen Zuhörer verständnislos an. Doch einen nützlichen Rat könne er aus seiner Erfahrung heraus geben: "Trefft einfach immer die richtige Entscheidung."

Vom Poetenleben erzählt Carmen Wegge. Morgens wache sie mit Wimperntusche unter den Augen und einer leeren Weinflasche für 1,49 Euro im Arm verkatert auf. Erinnerungen an schlechte Anmachsprüche kommen ihr ins Gedächtnis, während sie Nudeln mit Ketchup macht. "Ich glaube wir müssen nicht reden", schreibt sie auf ein Blatt Papier. "P.S.: Ich habe Nudeln für dich gekocht". Dann verlässt sie die fremde Wohnung.

Super-Andy, das neunjährige Selbst von Andi Weber, bekommt einen Schock, als er, von Schreien alarmiert, das elterliche Schlafzimmer betritt. "Mutters Gesicht war rot, nur noch eine Fratze", erzählt der Slammer. Er habe Katzenbabys schreien gehört, bis die Leichen seiner Eltern auf den Teppich gesunken seien. Die Gewalt der Nacht erschüttert ihn noch, während er Opfer-Jochen eins auf die Nase gibt. "In dieser Welt kann nur einer überleben", sagt er. "Und das bin ich, Action-Andy."

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