"Reading Europe" mit Autor Vennemann im Rheinischen Landesmuseum

Emotionale Erfahrung - Romane "Nahe Jedenew" und "Mara Kogoj" - Antisemitismus 1944 und heute

Bonn. "Ich habe mir vorgenommen, dass ich Sie in Nahe Jedenew' einfach hineinwerfe" begann Kevin Vennemann seine Lesung. "Nichts Anderes passiert den zwei Protagonistinnen und das werden Sie nun auch durchstehen müssen." Und dann mahnt er noch "Einen roten Faden, den Sie zu entdecken oder folgen hätten, gibt es nicht."

Den Besuchern der Veranstaltung Reading Europe, der regelmäßigen Lesung junger, europäischer Autoren veranstaltet von der Firma lab concepts, der Vertretung der EU-Kommission in Bonn und dem Rheinischen Landesmuseum, wurde also einiges zugemutet. Vennemann will es dem Leser nicht zu leicht machen, seine Handlungsstränge nachzuvollziehen. Der 31-jährige verwendet seine meisterhafte Beherrschung der Sprache lieber, um die emotionale Erfahrung in seinen Büchern unmittelbar begreifbar zu machen.

Dabei liest er geradezu bedächtig, macht viele dramatische Pausen und ändert sogar den schriftlichen Text während des Lesens noch ab, um ihn besser verdaulich zu machen. Vennemann schreibt in seinen Romanen "Nahe Jedenew" und "Mara Kogoj" nämlich vor allem über den Antisemitismus. 1944 und heute. Barbara Gessler, die Leiterin der regionalen Vertretung der EU-Kommission in Bonn und Moderatorin der Lesung, fragte Vennemann nach dem Grund, weshalb er in seinen beiden bisherigen Romanen Antisemitismus als Thema wählte.

Darauf wusste der junge Autor keine Antwort, gab aber zu bedenken, dass der Judenhass "eine der ganz, ganz wenigen europäischen Kontinuitäten seit dem 9. Jahrhundert" sei. Aber dazu, wie es sein könnte, dass sich einstige Nachbarn gegeneinander aufhetzen lassen, konnte der schüchterne Schriftsteller nur antworten: "Ich verstehe das Ganze eigentlich genauso wenig wie diese zwei kleinen Mädchen."

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