Bonner Theater Regisseurin Alice Buddeberg und Schauspielerin Sophie Basse sind neu

Bonn · Zum Charme des neuen Bonner Schauspiels gehört es, dass weder der neue Generalintendant Bernhard Helmich noch seine Schauspieldirektorin Nicola Bramkamp ihre Theaterfamilien aus Chemnitz respektive Hamburg mitgebracht haben.

 Das Theater lacht: Alice Buddeberg (links) und Sophie Basse.

Das Theater lacht: Alice Buddeberg (links) und Sophie Basse.

Foto: Thilo Beu

Das neue Ensemble ist im Wortsinn neu, Fremde müssen zu Partnern werden. Es gibt Ausnahmen. Die Hausregisseurin des Theaters, Alice Buddeberg, und die Schauspielerin Sophie Basse kennen sich seit zehn Jahren. Die eine, Buddeberg, ist aus Berlin nach Bad Godesberg gezogen. Die andere, Basse, hat Wuppertal verlassen, um nun mitten im Bonner Zentrum zu wohnen.

Allerdings leben die beiden Frauen, wie die meisten ihrer Kollegen, derzeit vor allem in der Arbeit, auf den Probebühnen des Theaters. Die neue Stadt bleibt vorerst außen vor. So viel Identitätsstiftendes, immerhin, hat sich bereits getan: Die Leute vom Schauspiel haben das Maternus in Bad Godesberg als Stammkneipe entdeckt. Dort gab es schon Anlass zu feiern.

Alice Buddeberg und Sophie Basse treffen wir auf der Probebühne auf dem Gelände der Halle Beuel. Dort hat sich die Regisseurin während des Arbeitsprozesses "leergeredet", wie sie vor dem Gespräch zugibt. Aber es dauert nicht lange, bis die Batterie wieder aufgeladen ist und Buddeberg über ihre Eröffnungs-Uraufführung "Karl und Rosa" in den Kammerspielen Auskunft gibt. Premiere ist am 2. Oktober.

Mit der Frage, ob es einfacher gewesen wäre, mit einem Klassiker zu eröffnen statt mit einem Stück nach einem Roman von Alfred Döblin, hält Alice Buddeberg sich nicht lange auf. "Auch ein Klassiker wäre ein Risiko", sagt sie. Das bedeutet: Egal, was auf die Bühne kommt, es muss funktionieren. Die junge Regisseurin ist von spürbarer Intensität und Überzeugungskraft erfüllt, wenn sie über ihre Arbeit spricht. Nicola Bramkamp hat sich eine starke Persönlichkeit ins Team geholt.

Apropos Team. Den Teamgedanken halten die Hausregisseurin und die Schauspielerin Sophie Basse hoch. Basse spricht von flachen, verschwimmenden Hierarchien und von einem sich entwickelnden gemeinsamen Humor im Ensemble. Regietheater-Regisseur gleich Bühnen-Diktator, diese Gleichung geht für Buddeberg nicht auf: "Was ist das Regietheater ohne seine Schauspieler?" Für sie stehen "Schauspielerpersönlichkeiten" im Zentrum ihrer Arbeit: Gute Nachrichten fürs Ensemble.

Die Bonner Theatermacher haben den Roman Döblins, den letzten Band seines großen Erzählwerks "November 1918", für die Bühne adaptiert und eine Spielfassung erarbeitet. Große Fragen werden am 2. Oktober in den Kammerspielen verhandelt, wenn die "ikonografischen Figuren" (Buddeberg) Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht auftreten.

Deutschland im Herbst 1918, Ende des ersten Weltkriegs, Revolution liegt in der Luft. Der Theaterabend will Fragen aufwerfen: "Wie schaffe ich es, die Welt zu gestalten? Was wäre möglich gewesen?"

Es gehe um politische Obsession, aber auch um das Scheitern im Privaten, um Zerrissenheit, Wahnsinn, Psychose, erzählen Buddeberg und Basse. Das Publikum könne sich auf große, berührende Momente einstellen. Und auf eine "extreme Frau, eine wahnsinnig kluge Frau": die von Basse verkörperte Rosa Luxemburg. Die Regisseurin verspricht einen Ensemble-Abend, ein reiches Panorama, ja: ein Weltengemälde. Die Musik dazu besorgt Stefan Paul Goetsch.

Das Publikum wollen sie mitnehmen auf ihre Reise ins Jahr 1918, die kein wohlfeiler Spaßtrip werden soll, sondern eine anspruchsvolle, herausfordernde Exkursion. Damit, sagt Alice Buddeberg ganz selbstbewusst, "kann man auch immer scheitern". Das ist allerdings nicht ihr letztes Wort: "Man muss das Risiko eingehen."

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