Reihe "Young Stars" im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses

Cellisten Arp und Frantz glänzen - Bychkov dirigiert Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks - Brahms' "Deutsches Requiem" in Lutherkirche

Reihe "Young Stars" im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses
Foto: Brill

Beethoven-Haus. Werke von Schumann, Beethoven und Mendelssohn standen auf dem Programm eines Konzerts des Cellisten Julian Arp und seines Duopartners Caspar Frantz am Klavier in der Reihe "Young Stars" im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses. Die beiden Nachwuchskünstler zeigten bei ihrem Gastspiel in Bonn eine ebenso ansprechende wie reife Leistung.

Ihr Programm erwies sich als höchst kurzweiliges Wechselspiel mit den charakteristischen Eigenheiten der langsamen und schnellen Sätze der ausgewählten Werke. Exemplarisch dafür Schumanns "Adagio und Allegro" op. 70, das dieses Gegensatzpaar gar im Titel vereint. Arp und Frantz ließen einem zutiefst leidenschaftlichen Adagio ein ebenso eruptives Allegro folgen, ein Kontrast, der in seinem emotionalen Zugriff zugleich eine Einheit formte.

Das loten nach den Tiefen des Ausdrucks prägte auch die anderen Werke des Abends, Schumanns "Phantasiestücke" op. 73 sowie Beethovens g-Moll-Sonate op. 5 Nr. 2. Gleichsam als Apotheose des Adagios zelebrierten Arp und Frantz den dritten Satz von Mendelssohns Sonate D-Dur op. 58, die als ruhender Pol umkreist von drei Allegro-Sätzen mit dem nötigen musikalischem Tiefgang versehen wurde. Die Neigung zum leidenschaftlichen Ausdruck trug das Duo auch mit der Zugabe Rechnung, einem sanften "Largo" aus Chopins Cellosonate g-Moll.

Philharmonie. "Mein Gott" entfuhr es einem Konzertbesucher am Schluss des Finales der sechsten Sinfonie von Peter Tschaikowski spontan. Die Spannung, die das sich langsam im Nichts verlierende, sich jeder Triumphgeste enthaltende Finale hinterlässt, war im Rund der so gut wie ausverkauften Philharmonie förmlich mit den Händen zu greifen.Das Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks beendete damit seine Darbietung von Tschaikowskis sogenannter "Pathethique", die von grandioser Wucht bis hin zu geradezu intimsten Momenten alles zu bieten hatte, was die Partitur hergibt. Zu dieser Höchstleistung angetrieben wurde das Orchester von Semyon Bychkov, Chefdirigent des Hausorchesters des WDR, der für den aufgrund eines familiären Krankheitsfalles verhinderten Daniele Gatti eingesprungen war.

Bychkov war hier deutlich in seinem Element, dirigierte er Tschaikowskis Schwanengesang - der Komponist starb wenige Tage nach der Uraufführung - doch mit einer Emphase, der sich Orchester und Publikum schwerlich zu entziehen vermochten. So etwa im Kopfsatz, der mit dem zackig genommenen Hauptthema einen geradezu schmissigen Charakter bekam - hier gebührte vor allem dem ausgezeichneten Blech ein Lob - oder im zweiten Satz, der sich durch eine tänzerische Leichtigkeit auszeichnete. Statt Berg und Brahms gab es - durch die Umbesetzung am Dirigentenpult bedingt - vor der Pause Beethoven. Bychkov dirigierte die zweite Sinfonie mit größtmöglicher Transparenz.

Lutherkirche. Im Vorfeld des 175. Geburtstages von Johannes Brahms (7. Mai) gab es in der Lutherkirche an der Reuterstraße einen eindrucksvollen Konzertabend, dessen Hauptwerk ein Deutsches Requiem op. 45 darstellte. Berthold Wicke hatte dafür die Bearbeitung für zwei Klaviere des Brahms-Zeitgenossen August Grüther gewählt.Zwei Klaviere hatten den Abend auch eingeleitet, und zwar in Gestalt von Brahms' eigener Fassung, op. 56 b, der so berühmt gewordenen Haydn-Variationen für Orchester. Christina Bach und Dorothea Schridde hatten sich dafür stark gemacht und präsentierten eine sehr homogene und präzise Darstellung. Die beiden Pianistinnen hatten dann ja auch, zusammen mit dem jungen Pauker Pinchas Nürnberg, den Instrumentalpart inne beim "Deutschen Requiem".

Berthold Wicke gelang eine ausdrucksstarke, dynamisch reich abschattierte Wiedergabe, die sich auf die vorzüglich vorbereitete, sehr sicher und genau, in allen Stimmlagen ebenso klangkräftig wie dynamisch biegsam reagierende - beachtlich große - Kantorei der Lutherkirche stützen konnte. Als Solisten bewährten sich der hell-bewegte Sopran Christine Gogolins und der profunde Bass-Bariton von Burkhard Zass. Von besonderer Eindringlichkeit gerade auch in dieser Aufführung war der großartige, wie ein altes Sterbelied in Trauermarsch-Rhythmus gefasste Chorsatz "Denn alles Fleisch, es ist wie Gras".

Sankt Joseph. Neue Namen bestimmen das 54. Bonner Orgeltriduum an der Oberlinger Orgel von St. Joseph, das mit einem Konzert von Baptiste-Florian Merle-Ouvrard eröffnet wurde. Merle-Ouvrard ist Jahrgang 1982, Schüler von Olivier Latry und Titularorganist an der Abbey-Orgel in St. Vincent de Paul in Clichy-la-Garenne bei Paris.Seine beeindruckende Technik zeigte Merle-Ouvrard nicht zuletzt in einer aus der Feder von Lionel Rogg stammenden Transkription des "Zauberlehrlings" von Paul Dukas. Was er hier leistete grenzte stellenweise wirklich an Hexerei. Weit weniger überzeugend war hingegen eine eigene Transkription des Allegrettos aus Beethovens siebter Sinfonie, zu kompakt und flächig wurde die Satzstruktur wiedergegeben, zu spannungsarm wurde der Ablauf gestaltet. Auch die eingangs im Barockstil improvisierte Partita hinterließ einen zwar gekonnten, aufgrund der in eklektischer Weise kumulierten Stilstereotypen aber kaum befriedigenden Eindruck.

Merle-Ouvrards Stärken lagen in erster Linie auf virtuosen Terrain, etwa in Marcel Duprés Prélude et Fugue in g-Moll, das brillant aber auch ein wenig unterkühlt wirkte, oder in den "Feux Follets" aus den Pièces de Fantaisie von Louis Vierne. Zum Abschluss improvisierte Merle-Ouvrard im Vorgriff auf das kommende Pfingstfest eine viersätzige Symphonie über "Veni sancte spiritus".

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