Kommentar Reinfall für Rein Wolfs

Wie ticken sie nun, die Besucherinnen und Besucher der Bundeskunsthalle? Sind sie berechenbar oder gar durch und durch rätselhafte Wesen? In der Chefetage der Bundeskunsthalle dürften nach der ersten Bilanz der Ära Rein Wolfs die Köpfe rauchen.

Denn die Zahlen sind verwirrend, wobei nicht so sehr ins Gewicht fällt, dass man 2013 mit 485.000 Besuchern das Jahresziel und damit die Gewinnzone nicht erreicht.

Das Publikum hat mit den Füßen abgestimmt: Zu Kleopatra kamen statt der angepeilten 100.000 nur 58.300 Besucher, was bei der hervorragenden und populären Schau verwundert; die ziemlich verstaubte Irokesen-Schau blieb auch unter ihren Möglichkeiten, lockte 67.200 Besucher nach Bonn und 15.000 in die Berliner Station. Das Publikum strömte dagegen ins Irokesenlanghaus auf dem Museumsplatz und in den Orientalischen Garten aufs Dach. Wünscht es mehr Event? Lockere Unterhaltung?

Eine herbe Klatsche bekamen Wolfs und sein Vorgänger Robert Fleck für die Schiene zeitgenössische Kunst in der Bundeskunsthalle: "Nur hier" mit Schätzen aus der Sammlung Gegenwartskunst des Bundes brachte 8000 Besucher ins Haus, der kostenlos besuchbare "Echoraum" 19.300.

Als - mit Blick auf die Zahlen - gescheitert kann man Wolfs eigentlich starke Bonner Premiere bewerten: Die seit 3. Oktober laufende Retrospektive des Aktionskünstlers und Filmemachers John Bock brachte es bisher gerade einmal auf 5000 Besucher (dreimal so viele sahen "1914 - Die Avantgarden im Kampf" in den vergangenen vier Wochen). Bock sucht man wohl doch eher im benachbarten Kunstmuseum.

Erst einmal keine Experimente mehr: Das scheint die Devise für 2014 zu sein. Archäologisches und klassische Moderne, Ethnologie und das Anknüpfen an alte Tugenden wie das Crossover von Kulturgeschichte und Wissenschaft - damit will man die Bundeskunsthallen-Klientel locken. Die Besinnung auf frühere Stärken - "Global Change" und "Arktis, Antarktis" - führt 2014 zur Weltraumschau "Outer Space". Es gäbe weitere Anknüpfungspunkte an vergangene Bundeskunsthallen-Zeiten. Aber Vorsicht: Die waren auch nicht immer golden.

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