Siegburger Kompositionswettbewerb Rekordbeteiligung - Uraufführung mit Zungen-Pizzicato

SIEGBURG · Sie kamen eigens angereist aus München, Saarbrücken, Weimar und Mailand und erhielten nun in der Siegburger Musikschule ihre Preise: Der 25. Siegburger Kompositionswettbewerb war so teilnehmerstark und international wie nie zuvor.

58 Komponistinnen und Komponisten aus dem benachbarten In- und Ausland beteiligten sich an dem international ausgeschriebenen Wettbewerb und reichten insgesamt 63 Werke ein.

Die Ausschreibung forderte diesmal Trio-Kompositionen - im vergangenen Jahr galt sie zeitgenössischen Werken für zwei gleiche Instrumente. Eine Uraufführung dazu wurde beim aktuellen Preisträgerkonzert, das die Preisträgerehrungen glanzvoll einrahmte, gleichsam "nachgetragen": Das überaus schwierige, klangexperimentelle Flöten-Duo der Mailänder Komponistin Beatrice Barazzoni "Les âmes du chateau" führten Carolin Katzenburg und ihr Lehrer Jost Nickel gemeinsam auf.

Die eigens dafür aus Italien angereiste Komponistin zeigte sich angesichts der kenntnisreich interpretierten Uraufführung überaus angetan. Die fordernde Gestaltung der komplizierten Flötentechniken, wie Oberton-Cluster, "whistle tongues" oder Zungen-Pizzicati beim Ein- und Ausatmen meisterte das Duo Katzenburg und Nickel sensibel und virtuos.

Als Gründungsvater des Siegburger Wettbewerbs im Jahre 1989 begleitet Nickel auch heute noch die Komponisten bei den traditionellen Uraufführungen zur Preisvergabe. Über das internationale Ansehen, das der Siegburger Wettbewerb in den 25 Jahren seines Bestehens erlangt hat, freut sich Nickel sehr.

Und auch sein Nachfolger, der Siegburger Musikschulleiter Hans Peter Herkenhöhner sieht die besondere Aussage des stolzen Wettbewerb-Ergebnisses, die die 58 Teilnehmer mit ihren Beiträgen repräsentieren, im hohen Niveau, das bereits in der Kategorie der Kinder und Jugendlichen herrsche.

Anspruchsvoll und fordernd bestätigten dies die fünf Uraufführungen, mit denen das Schaffen der aktuellen Preisträger gewürdigt wurde. Der Saarbrücker Komponist Charles Robin Broad brachte sein mit einem zweiten Preis bedachtes Trio "Leviathan" in einer Fassung für Tenor und Klavier virtuos und klanggewaltig selbst zur Aufführung.

Drei der Preisträger-Kompositionen besaßen die gleiche Besetzung und wurden durch das serbische Trio Casa Vuckovic (Klarinette), Christoph Jahn (Cello) und Natasa Srdic (Klavier) gestaltet. Zu verdanken war dieses Engagement um die zeitgenössische Komponistenszene einer tiefen Verbundenheit des Trios mit den Werken des Weimarer Komponisten Peter Helmut Lang. Der erhielt einen zweiten Preis für sein Trio "Wirbel im Fluss". Mit einem dritten Preis wurden der ostfriesische Komponist Hauke Pieper und der Pariser Komponist Martin Loridan (in Abwesenheit) geehrt. Loridans Trio "Chant de l'aube, l'obscurité" wurde hier eindrucksvoll uraufgeführt.

Bei den Kindern und Jugendlichen erhielt der 18-jährige Münchner Pablo Quaß einen der drei Förderpreise, die die Jury unter den 13 jugendlichen Teilnehmern vergab. "Keiner der Teilnehmer habe sich", so ließ die Jury verlauten, "so herausragend aus dem durchweg hohen Niveau der Gruppe abgesetzt".

Oder umgekehrt: Alle besaßen ein hohes Niveau. Eine von ihnen ist die neunjährige Amelie Gesche aus Fürstenwalde (Thüringen), deren hörenswertes Trio für Klarinette, Violine und Klavier durch Johanna Gocht, Bettina Hanschel-Lüdemann und Christian Ubber zur Erstaufführung gebracht wurde. Das gab viel Diskussionsstoff, der bei einem anschließenden Umtrunk in der Musikschule unter den Komponisten und Zuhörern vertieft wurde.

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