Remagener Sänger bestehen Bewährungsprobe
Chor und Orchester erfüllen mit Cherubinis Requiem die Klosterkirche
Remagen. Restlos ausverkauft war das Konzert des Kirchenchores Sankt Apollinaris und des Jungen Chores der Apollinariskirche Remagen. Die Zuhörer gaben sich sogar mit Stehplätzen zufrieden, nur um das Konzert in der Klosterkirche mitverfolgen zu können. Für die mehr als 60 Sänger um die Chorleiterin Jutta Wendel war der Abend der großen Bewährungsprobe gekommen, galt es doch das Ergebnis der fast dreivierteljährigen Probenarbeit zu präsentieren: Maria Luigi Cherubinis Requiem für Chor und Orchester.
Die musikalische Hilfe hatten das Bach-Orchester aus Bonn, die Sinziger Turmbläser und Instrumentalisten der Kreismusikschule Ahrweiler übernommen. "Das Beste der ausgezeichneten Werke", so urteilte Hector Berlioz, als er das Werk des italienischen Komponisten hörte.
Cherubini, der das Requiem 1816 vertonte, kann als Vertreter der französischen Schule angesehen werden. So wurde er auch mit der Komposition einer Totenmesse für Ludwig XVI. durch die damalige französische Regierung beauftragt, eben diesem Requiem in c-moll.
Tiefe Trauer und verlorene Hoffnung spiegeln sich im "Introitus", dem gesanglichen Einzug, und dem Kyrie wieder. Leidvoll tragen die Streicher die Gesangsstimmen und verdeutlichen die Hoffnung auf die Auferstehung, aber auch die Bitte um das Erbarmen Gottes.
Ausgewogen und klar in der Akzentuierung zeigt sich hier schon der Chor. Auch in den druckvollen Forte-Passagen hat die Dirigentin die Register fest im Griff, drohen die Stimmen nicht zu kippen oder sich zu überschlagen. "Herr, gib uns den Frieden": Mit diesem flehenden Ruf eröffnet sich das Graduale. Als Zwischengesang präsentierte die Männer-Schola, ganz wie es der Komponist vorgesehen hatte, einen gregorianischen Choral.
Aufschreckend, fast schon pompös, leiten die Blech- und Holzbläser fanfarenhaft die "Sequentia" ein. Kraftvoll steigen Bass und Tenor zu einem nahezu überwältigendem Fortissimo an. Dann aber, völlig unerwartet und überraschend übernehmen die zarten Stimmen aus Alt und Sopran die Melodie und führen diese, gestützt durch die Streicher weiter.
"In deine Obhut vertrauen wir, quam olim Abrahae, wie einst Abraham", so das strahlende "Offertorium". In freudig-leichten Läufen lassen die Sänger das Vertrauen auf den Erlöser Jesus Christus erkennen. Fast schon bremsend muss die Dirigentin die Musiker und Sänger in diesen Passagen zusammenhalten. Gleich mehrfach wird das leuchtende Motiv aufgegriffen und sowohl durch die verschiedenen Instrumentengruppen als auch durch die Register des gemischten Chores weitergegeben.
Nahezu schon andächtig hingegen das "Hostias", die gesangliche Beschreibung des "blutenden Opfers" am Kreuz. Getragene moll-Akkorde von Bratsche, Cello und Kontrabass unterstützen den trauernden Gesang und vermitteln in den gotischen Klostermauern ein Gefühl von kirchlichem Karfreitag.
Ohne große Gesten kommt Jutta Wendel dann beim "Agnus Dei" und der "Communio" aus, obwohl sie doch die gesamte Kraft des Orchesters und die Stimmgewalt des Chores dirigieren muss. Routiniert schafft es die Chorleiterin, ähnlich einem Kapitän im Sturm, die Sänger und Musiker durch die anspruchsvollen Passagen zu geleiten.
Die Anspannung aller Beteiligten löst sich erst nach einer guten Stunde, nach dem der Schlussakkord in einem kaum zu hörenden Pianissimo verstummt ist. Den abschließenden Beifall hatten sich Dirigentin, Chor und Orchester wohl verdient.
Schade nur, dass es bei der einen Aufführung des Werkes bleibt und somit vielen Musikfreunden eine musikalische Stunde voller Hochgenuss entgeht.