Rendezvous der Temperamente

"Die Bonner dürfen sich auf ein wunderbares Erlebnis freuen", sagt Jury-Präsident Pavel Gililov: Beethoven-Competition der Bonner Telekom geht in die zweite Runde - 36 Pianisten aus 17 Ländern

  Der finnische Pianist  Henri Sigfridsson war der Gewinner des ersten Beethoven-Wettbewerbs in Bonn.

Der finnische Pianist Henri Sigfridsson war der Gewinner des ersten Beethoven-Wettbewerbs in Bonn.

Foto: Telekom

Bonn. Interpreten, die "etwas zu sagen haben", die Mut zum Risiko haben, wünscht sich Pavel Gililov auch für die zweite Beethoven-Competition der Telekom, die ab dem 3. Dezember wieder Klavierfans nicht nur aus der Region nach Bonn locken wird.

Denn auch eine Interpretation solle einen gewissen Unterhaltungswert aufweisen, meint der an der Musikhochschule Köln lehrende Dozent, der in diesem Jahr erneut den Vorsitz der Wettbewerbsjury übernehmen wird.

Um Pianisten ohne eigenen Standpunkt auszusieben, habe man daher die Messlatte "noch ein bisschen nach oben gelegt." Mehr als ein halbes Jahr, bevor der erste Ton beim Wettbewerb angeschlagen wird, tagt die Auswahlkommission.

In einem schlichten Konferenzzimmer in der Bonner Telekom-Zentrale trifft sich das Klavierdozenten-Trio in derselben Besetzung wie vor zwei Jahren: Neben Pavel Gililov sind es Sergej Maltsev, Dozent in Sankt Petersburg, und Arbo Valdma, der an der Musikhochschule Köln lehrt.

Auf dem Tisch liegen Aktenordner, in denen der Werdegang von 82 Pianisten aus 26 Ländern dokumentiert ist. Lebensläufe, Zertifikate, Preisträger-Urkunden: 82 Mal ein Leben für die Welt der schwarz-weißen Tasten.

"Das Niveau ist vielleicht noch höher als beim letzten Mal, es sind viele erste Preisträger renommierter Wettbewerbe darunter", sagt Pavel Gililov. Für ihn ist das Beleg dafür, welche Bedeutung die Competition weltweit erlangt hat.

Doch nur nach Papierform wird hier niemand beurteilt. Auf DVDs und Videos präsentieren sich die Teilnehmer dem Auswahltrio. Die Pianistin, der man gerade beim Bach-Spiel zusieht, hat ihr Ticket nach Bonn so gut wie sicher. "Hervorragendes Zeitgefühl" bescheinigt ihr die Runde.

Und auch der Aspirant, der im zweiten Video Beethovens E-Dur-Sonate präsentiert, erntet zustimmendes Kopfnicken der Kommissionsmitglieder. Am Ende aus Vorauswahl steht fest: Wiederum 36 Pianisten aus diesmal 17 Ländern werden eingeladen. Bekannt gegeben wird das Teilnehmerfeld am 15. Juli.

Eine höhere Messlatte bei der zweiten Auflage des hoch dotierten Wettbewerbs (1. Preis 30 000 Euro) - das bedeutet: Diesmal muss bereits in der ersten Runde eine der drei letzten Sonaten von Beethoven vorgetragen werden.

Und für mehr Vielfalt im Finale soll folgende Regelung sorgen: Die Beethovenschen Klavierkonzerte (einschließlich der Klavierfassung des Violinkonzerts) werden zu drei Paaren zusammengestellt.

Jeder Teilnehmer studiert eines davon ein. Vor dem Finale entscheidet die Jury, welches der beiden Werke gespielt wird. Zur Erinnerung: Im Finale 2005 hatten sich alle drei Finalisten für das fünfte Klavierkonzert entschieden.

Änderungen gibt es auch bei der Jury. Fünf der neun Positionen wurden neu besetzt. Gerhard Oppitz und Alfons Kontarsky etwa sind nicht mehr dabei, dafür zum Beispiel der in Hannover lehrende Karl-Heinz Kämmerling.

Und im Semifinale dürfen sich die Zuhörer auf ein Wiederhören mit dem Cellisten Mischa Maisky freuen. Dann sind die kammermusikalischen Qualitäten der Teilnehmer gefordert. Das Teilnehmerfeld versammele eine "große Vielfalt künstlerischer Temperamente", so Gililov.

So schwierig es also für die Juroren wird, so spannend und aufregend wird es für das Publikum, das wieder von Beginn an zum Wettbewerb strömen soll, wünscht sich Gililov: "Die Bonner dürfen sich wieder auf ein wunderbares Erlebnis freuen." Schließlich sei der Wettbewerb kein "Schlachtfeld", sondern ein "Festival".

Weitere Informationen: www.beethoven-competition-bonn.de

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