Rheinische Lebensberatung nach Konrad Beikircher

HENNEF · Der Kabarettist gastierte mit seinem neuen Programm "Schön ist es auch anderswo und hier bin ich sowieso" in Hennef.

"Schön ist es auch anderswo und hier bin ich sowieso" hat Wilhelm Busch einmal geschrieben - und genau diese Losung griff Konrad Beikircher in seinem neuen Programm auf, mit dem er in der Hennefer Mehrzweckhalle gastierte. Der gebürtige Südtiroler, der seit 1965 im Rheinland lebt, schaute sich von seiner Wahlheimat aus um und berichtete mit Witz und Esprit, was denn so woanders los ist. Dabei brachte der Kabarettist, der kurz vor Weihnachten seinen 66. Geburtstag feiert, auch einige aberwitzige Sprach-Klassiker zu Gehör, über die auch Nicht-Rheinländer lachen konnten.

Er ist einfach ein Tausendsassa, und wenn Beikircher kommt, ist ein unterhaltsamer Abend garantiert. Musikwissenschaft, Philosophie und Psychologie studierte er einst in Bonn, um von 1971 bis 1986 als Gefängnispsychologe in der Justizvollzugsanstalt Siegburg tätig zu sein. Als er aus dem Dienst ausschied, begann die eigentliche Karriere des Konrad Beikircher als freiberuflicher Kabarettist, Komponist, Musiker, Radio- und Fernsehmoderator, Autor von Kinderliteratur, Hörbüchern und Komponistenporträts.

Neben seiner Tätigkeit als Sänger bei seinen italienischen Abenden ist es seit geraumer Zeit die "Rheinische Trilogie", mit der Beikircher landauf und landab unterwegs ist, um den Zuschauern die Rheinische Sprache und vor allem die Lebensart näherzubringen. Dass es mittlerweile einen elften Teil der Rheinischen Trilogie gibt, erklärte Beikircher so: "Der Rheinländer begreift zwar, dass ein rechter Winkel 90 Grad hat, fragt aber gleichzeitig, ob dat denn trotzdem passt."

Beikircher kam in Hennef nicht umhin, mal wieder dem Sachsen, dem Schwaben und dem Bayern auf den Mund zu gucken und sich zu überlegen, "wie die dat denn machen, dass sie so sprechen, wie sie sprechen". Als Paradebeispiel nannte er das Wort Ei und führte genüsslich vor, wie dieses kleine Wörtchen mit schwäbischem sächsischem oder bayerischem Zungenschlag klingt.

Beikircher gab überdies auch eine Kostprobe des Dialektes, der in seinem Geburtsort Bruneck in Südtirol gesprochen wird. "Das klingt schon ein bisschen abenteuerlich, oder? Aber das ist meine Muttersprache", sagte er. Beikircher hatte zudem großen Spaß daran, Wörter nur vom Klang her zu präsentieren, also quasi Sprache als Musik zu betrachten. "Da wäre beispielsweise das nach vorne rollende 'R' der Menschen aus dem Vorgebirge. Dazu zählt ja auch Alfter. Sprechen sie das bloß nie so aus, wie es geschrieben wird, denn dat heißt ja Alefter, und nicht Alfter."

Einen typischen Dialog zwischen zwei Vorgebirglern, in dem es um eine Zeitungsmeldung über amerikanische Raketen ging, rezitierte Beikircher derart genüsslich, dass die Zuschauer Tränen in den Augen vor Lachen hatten. "Da hab ich nix dazugedichtet. Dat iss wirklich so gewesen", sagte Beikircher. Dieser Dialog hätte Beckett noch in "Warten auf Godot" gefehlt. "Dann wäre das Werk perfekt gewesen. Solche Gespräche erleben sie nur im Rheinland. Nicht in Bielefeld und auch nicht in Braunschweig".

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