Lanxess-Arena in Köln Rock-Veteranen von Deep Purple beglücken 6000 Fans

Köln · Klingt so eine Band, die nach 44 hart gerockten Jahren endgültig Abschied von der Bühne nehmen will? Mit der Wucht einer unkontrollierten Feuerwalze bricht "Fireball" über die gut 6000 Fans, die zum Auftakt der Europatour von Deep Purple in die Kölner Lanxess Arena gekommen sind, herein.

 Mitreißende Show: Deep Purple mit Ian Gillian und Steve Morse (rechts).

Mitreißende Show: Deep Purple mit Ian Gillian und Steve Morse (rechts).

Foto: Thomas Brill

Wie durch die Angst vor einer - allerdings ziemlich unwahrscheinlichen - negativen Publikumsreaktion getrieben, folgt ohne Pause ein eruptives "Into the Fire". Zwischen aggressiv giftigen Fauchen und gequältem Aufschrei gibt es keine Klangstimmung, die Don Airey seiner Orgel nicht entlockt, während Sänger Ian Gillan den "Hard Lovin' Man" gibt.

Erst nach dem fünften Song, "Strange Kind Of Woman", gönnt sich die härteste Rentnerband der Welt, zu der neben Gillan (67) und Airey (64) auch noch Gitarrist Steve Morse (58) sowie die Purple-Urgesteine Roger Glover (Bass, 66) und Ian Paice (Schlagzeug, 64) zählen, eine kurze Begrüßungspause. Endlich können die Fans ihren aufgestauten Jubel lauthals loswerden.

Ian Gillian ist derjenige, der am meisten gefordert ist, denn die Purple-Vokalparts haben es wegen der häufigen Wechsel in Kopfstimmen-Höhen in sich. In Anbetracht der Tatsache, dass er als 67-Jähriger nicht mehr über jugendliche Lässigkeit verfügt, versucht er sich auch gar nicht mehr in der Rolle als Rampensau. Er muss um jeden Ton kämpfen, und wenn man auf die Videobilder sieht erkennt man, welche Anstrengung es ihn kostet.

Aber er meistert alle Klippen bravourös und anders als die Optik klingt er in keinem Augenblick verkrampft. Die Pausen, die ihm eine kluge Konzertdramaturgie mit zahlreichen Instrumental-Passagen sowie Solo-Demonstrationen von Saiten-Artist Steve Morse, Schlagzeug-Maschine Ian Paice sowie Don Airey verschaffen, nutzt er gern zur Erholung im Bühnenhintergrund.

Ein wunderbares "Lazy" offenbart, dass auch Hardrocker zumindest mit einem Bein im Blues verwurzelt sind, während "Space Truckin'" mit einer Energie, die manche 20-Jährige musikalisch kaum aufbringen, kompromisslos nach vorn stürmt. Mit dem wohl bekanntesten Orgel-Gitarren-Dialog aller Zeiten lässt "Smoke on the Water" die Augen von manchem älteren Fans feucht werden, während die jüngeren euphorisiert die Fäuste erheben.

Nach über hundert Minuten inklusive dreier Zugaben, darunter die Klassiker "Hush" und "Black Night", verlassen Deep Purple unter dem frenetischen Applaus der Fans die Bühne. Nein, so klingt kein Abschied. Dann schon eher die Version des Straßenmusikers vor der Arena, der sich mit seiner akustischen Gitarre an "Smoke on the Water" versucht.

Am 23. November gibt Deep Purple ein weiteres NRW-Konzert in der Oberhausener Arena sowie am 14. Juli 2013 in Bonn auf dem Kunst!Rasen.

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