Schumannfest Romantischer Poet am Klavier

Bonn · Beethoven-Competition-Sieger Filippo Gorini springt beim Schumannfest für die erkrankte Sophie Pacini ein.

 Klaviertalent aus Italien: Filippo Gorini.

Klaviertalent aus Italien: Filippo Gorini.

Foto: Mat Hennek

Nicht ohne Stolz kündigte Markus Schuck den "Ersatz" für die krankheitsbedingte Absage der Pianistin Sophie Pacini beim Bonner Schumannfest an, hatte der "Festival-Macher" mit Filippo Gorini doch den Sieger der International Telekom Beethoven Competition von 2015 für das Konzert zu Schumanns Geburtstag gewinnen können.

Der 1995 in Bergamo geborene Gorini, dem die "Bürgern für Beethoven" vor wenigen Tagen ihren Beethoven-Ring verliehen haben, war bereits beim Schumannfest im vergangenen Jahr mit Werken von Beethoven, Schumann und Brahms regulär Gast in Endenich gewesen.

Diesmal nun hatte er "nur" die beiden Romantiker im Gepäck: Schumanns opulente fis-moll-Sonate op. 11 und zuvor aus op. 21 von Brahms die Variationen über ein Ungarisches Lied sowie die Sieben Fantasien op. 116 - beide nicht eben dem Repertoire zugehörige Werke gleichwohl Eckpfeiler von Brahms' Œuvre fürs Klavier.

Mit "Capriccio" oder "Intermezzo" sind die späten Fantasien betitelt, die bis hin zu ihrem klangsprachlichen Ausdruck den Charakterstücken Schumanns recht nahe kommen. Vor allem bei den Intermezzi erweist sich Gorini als romantischer Poet am Klavier, wirkt nachdenklich, gestaltet subtil.

Wie schon bei den vorangegangenen Variationen gelingt es ihm, den Flügel gelegentlich zum Singen zu bringen - erfreulicherweise nicht immer mittels Pedal. Dass es über das gesamte Programm hinweg den einen oder anderen kleinen Fehlgriff gibt, nun ja, man mag es verschmerzen.

Der anspruchsvollsten und umfangreichsten von Schumanns drei Klaviersonaten begegnet Gorini ohne jeden Skrupel, sucht die Spannungsbögen selbst über die gefährlich "langen" Passagen des Kopfsatzes hinweg nicht abreißen zu lassen, wie wohl Manches bisweilen ein wenig pedalverbrämt wirkt.

Die Dialoge hingegen gestaltet er durchaus konturenscharf. Der zweite, mit "Aria" überschriebene Satz gelingt ihm, ohne in sentimentalische Untiefen abzustürzen. Große Begeisterung im Publikum.

Als Zugaben spendierte Gorini die Fis-Dur-Romanze aus Schumanns op. 28 und mit den "Geistervariationen" das letzte Werk, bevor sich der Komponist in die "Heil- und Pflegeanstalt" von Dr. Richarz in Endenich hatte einweisen lassen.

Zu guter Letzt ließ es sich Markus Schuck nicht nehmen, die Gäste dieses Abends mit einem Prosecco auf Schumann anstoßen zu lassen.

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