Rot ist der geheime Favorit der Kunst-Szene

Gruppe Konkret in der Bad Godesberger Redoute

Wolfgang Ulbrich , Mitglied der Gruppe Konkret, hat eine Einladung zum "Pariser Herbstsalon" erhalten.

Wolfgang Ulbrich , Mitglied der Gruppe Konkret, hat eine Einladung zum "Pariser Herbstsalon" erhalten.

Foto: Fischer

Bad Godesberg. Rosige Aussichten auf auswärtige Ausstellungstermine, Pläne, den Kreis neu aufzumischen, bestimmen die gegenwärtige Auf-und Umbruchstimmung innerhalb der Gruppe Konkret.

Mit "neue(n) Arbeiten" bekundet das dreizehnköpfige Kollegium im Haus an der Redoute individuellen Gestaltungswillen. Im Vordergrund stehen sinnliche Wirkkraft von Farben, formale Eleganz sowie konzentrierte Wechselspiele von Farben und Formen. Rot scheint der geheime Favorit der lebendigen Szene.

Majästetisches Rot hat Einzug gehalten in souveräne Bildarchitekturen von Wolfgang Ulbrich. Leidenschaftliches Rot siedet in faszinierenden Büttenblättern eines K.P. Kremer. Minutiöse Rotmodulationen verschließen und öffnen sich in den lichtorientierten Bildkonzepten von Gertrut Viegener.

Inspiriert durch Kompositionen von Janacek komponiert Jochen Röder engmaschige Farbklanggeflechte, wo sich mikrokosmische Strukturen verdichten. "Farbe ist das seelische Brot konstruktivistischer Malerei", sagt Jo Kuhn, dessen kontemplativ angelegte "Farbdialoge" poetische Farblandschaften suggerieren.

Wolf Ebener, Gründungsmitglied der Gruppe Konkret, setzt Akzente mit Profilstrukturen, die aus dem Prozess "konstruktiver Dekonstruktion" (auf Buchbinderkarton) hervorgegangen sind. Um sich geschart hat der Gruppenchef zwei Aspiranten und zwei Aspirantinnen, die sich derzeit ihrer Feuerprobe stellen.

Der Remscheider Maler und Objektbildner Heinz Fiege ruft Dialoge zwischen Grafik und Malerei auf den Plan; derweil der gebürtige Berliner Otto Nemitz mit modellartigen Konstrukten konfrontiert, die Ergebnis von "Bildraum-Faltungen" sind. Präzise Bauformen begleiten das Debüt von Dagmar Lutz und Sabine Heinen.

Haus an der Redoute, Kurfürstenallee 1a. Die Ausstellung ist bis zum 17. August dienstags bis sonntags von 10-17 Uhr zu sehen.

Bonn. Quer durch Deutschland, nach Frankreich ist Chris Eichholtz gereist, um sich aus Privatwohnungen Gemälde zu leihen, die einst in ihrem Bonner Atelier entstanden sind. Aus den Frachtgütern ist eine monografische Revue (1887 bis 2002) hervorgegangen, deren Pluspunkte: Konzentration, Ruhe und Klarheit sind.

"Meine Bilder wachsen in den Tag hinein", bemerkt die gebürtigte Engländerin (Jahrgang 1943), und meint damit auch den Unterschied zu ihren "kontrollierten und disziplinierten" Grafikentwürfen.

Auf großformatigen Leinwänden herrschen gedämpfte Farben, eine vielfach graustichige Beleuchtung vor. Raum war schon immer das Leitthema der an der Corcoran School of Art, Washington DC examinierten Künstlerin. Deren dichte "Farbräume" spielen auf Natur- und Landschaftsräume, auf menschliche Zwischenräume oder Abgründe an.

Neuerlich absorbieren jene gelbweißen Interieurs und deren sprechende Wände (druckgrafisches Buchstabenmuster). Diese Papierarbeiten haben die seit 1991 in Bonn lebende Künstlerin aufrücken lassen in den engen Kandidatinnenkreis des diesjährigen Gabriele Münter Preis.

Auf ihren Leinwänden begegnen, reiben sich lichtdurchlässige und verschlossene Farbblöcke; darüber hinweg eilt eine scheinbar orientierungslose Linie, die halbwegs figürliche, architektonische Strukturen hinterlässt. Spannung greift in verborgenen Winkeln, fensterartigen Öffnungen, unversehens aufreißenden Kulissen.

Die ansprechende Schau "Das Lächeln der Sammlerinnen - Farbräume von Chris Eichholtz (Kuratorin Irene Kuenig) und nicht zuletzt ein mit Kommentaren von Sammlerinnen ausgestatteter Katalog wollen als Anregung verstanden werden: es sei "sozusagen eine kulturpolitische Tat", so Museumsdirektorin Marianne Pitzen, Kunst aus Ausstellungen mit nach Hause zu nehmen und (als Bereicherung) in den Alltag zu integrieren.

FrauenMuseum, Im Krausfeld 10. Die Ausstellung ist bis zum 24. August dienstags bis samstag von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Katalog kostet 15 Euro.

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