Bonner Oper Russisches Staatsballett gastiert mit "Schwanensee"

Es ist der Inbegriff des klassischen russischen Balletts. Seit mehr als hundert Jahren begeistert Tschaikowskys erstes großes Handlungsballett, das bei der Uraufführung 1877 in Moskau noch sehr zurückhaltend aufgenommen wurde, das Publikum weltweit. Man muss "Schwanensee" einfach kennen - immerhin wirkt dieses Werk nach bis hin zum Musical "Billy Elliot" und zum oscarprämierten Psychothriller "Black Swan".

Die drei Vorstellungen, mit denen das Russische Nationalballett in der Vorweihnachtszeit in der Reihe "Highlights des internationalen Tanzes" in der Bonner Oper gastiert, waren also im Nu restlos ausverkauft. Man sah am ersten Abend in den trotzdem nicht ganz gefüllten Reihen viele junge Ballettfreunde.

Sie wurden nicht enttäuscht, denn die hier schon mehrfach aufgetretene Tournee-Truppe tanzt auf technisch sehr hohem Niveau und entfaltet in der traditionellen Choreographie von Marius Petipa und Lew Ivanow den ganzen Zauber dieses romantischen Märchens. Das gelingt diesmal besonders eindrucksvoll, weil sie begleitet wird von dem Symphonieorchester des Russischen Nationalballetts, das unter der temperamentvollen Leitung von Olga Nesterova einen grundsoliden Klangteppich ausbreitet für die große Company.

Über jeden Kitschverdacht erhaben erklingt hier das vielfach variierte Schwanenmotiv. Perfekt harmonieren die Solisten im Graben mit den Bewegungen auf der Bühne, kostbar perlen die Harfentöne in den verwunschenen See, mächtiger Donner begleitet den bösen Zauberer Rotbart. Brillant verkörpert Sergej Skvortsov dieses dämonische Wesen mit seinen teuflischen Höhenflügen und rasanten Tanzfiguren. Blitze zucken in den Ballsaal des gotischen Schlosses, wo zuvor die von der Königin für ihren Sohn eingeladenen Bräute aus verschiedenen Ländern die Hofgesellschaft unterhielten. Wie immer hat das Ensemble wunderschön gemalte Prospekte und authentische Kostüme mitgebracht, um die Atmosphäre originalgetreu zu präsentieren.

Doch Siegfried hat kaum einen Blick für das virtuos getanzte Divertissement. Sehr genau spielt Vadim Lolenko die Zerstreutheit des jungen Prinzen, der sich unsterblich in die schöne Schwanenkönigin Odette verliebt hat. Sein tänzerischer Glanz bleibt indes ein wenig verhalten gegenüber dem Pathos, mit dem er Rotbarts Tochter Odile verfällt. Primaballerina Irina Khandazhevskaja dominiert als kapriziöser schwarzer Schwan den großen Pas de deux ebenso wie als Odette das gefühlsselige weiße Duett im ersten Akt. Sie beherrscht auf der Spitze die sagenhaften Fouettés und all die anderen Figuren, die diese Doppelrolle zu einer Ballettlegende machten.

Exzellent gelingen auch die berühmten Nummern des Corps de Ballett, die exakten Flügelschläge der Schwanenmädchen und der entzückende Pas de quatre der kleinen Schwäne. Losgelöst von aller Erdenschwere scheinen die Tänzerinnen in ihren weißen Tutus auf der Spitze zu schweben und mit ihren Schwanenflügeln über den See zu rauschen. Trotz aller Schwanentod-Melancholie endet das Märchen hier mit einem Sieg der Liebe über die schwarzen Mächte. Kein Kind von Traurigkeit ist ohnehin der pfiffige Hofnarr. Dem ungemein beweglichen Aleksandr Pokotilov gehörte die Sympathie des Publikums, das am Donnerstag die harte Arbeit der vielen Künstler nach knapp drei Stunden mit Ovationen belohnte.

Information

Die letzte Aufführung von "Schwanensee" am Samstag um 19.30 in der Oper ist zwar ausverkauft, Nachfragen an der Abendkasse sind jedoch nicht aussichtslos. Bereits ausverkauft sind auch die Abendvorstellungen von "Der Nussknacker". Für die Familienaufführungen am Montag und Dienstag um 16 Uhr gibt es noch Restkarten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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