Bundeskunsthalle in Bonn Sabine Bobert hielt Vortrag "Mystik für Aufgeklärte"

BONN · "Es gibt keine spirituellen Einsichten ohne Selbsterkenntnis", sagt die hochgewachsene Frau mit den kurzen blonden Haaren am Rednerpult. "Alles einbrechende Licht erhellt uns noch deutlicher." Im Rahmenprogramm der Ausstellung "Narren. Künstler. Heilige" hält Sabine Bobert im gut besuchten Forum der Bundeskunsthalle einen inspirierenden Vortrag mit dem Titel "Mystik für Aufgeklärte".

Bobert, geboren 1964 in Ost-Berlin, war als Pfarrerin und Seelsorgerin in der Berliner Charité tätig. Seit 2001 ist sie Professorin an der Theologischen Fakultät der Universität Kiel, wo sie sich mit Mystagogie auseinandersetzt. Vor zwei Jahren startete sie eine Seminarreihe, die Interessierte an alte mönchische Meditationstechniken heranführt.

Einer der zentralen Punkte in Boberts Vortrag ist die Meditationslehre, die sie in Stufen aufteilt: Reinigung, Erleuchtung, Vereinigung. Als oberste Stufe beschreibt die Professorin Gedankenstille und Grenzenlosigkeit.

Auf dem Weg dorthin sei mangelnde Konzentration das größte Hindernis: "Die Aufmerksamkeit wird in unserer Gesellschaft gern zerstreut - also das Gegenteil von Mystik." Bobert setzte sich allein mit taoistischer Meditation vier Jahre auseinander, bevor sie begann, in den christlichen Meditationstraditionen "zu wühlen".

Eng darin verwoben sei von Beginn an das mantrische Beten. Boberts Empfehlung: Lieber nur einen Leitvers studieren und verinnerlichen, als zu viel aufzunehmen. Dieser eine Leitvers jedoch "soll die tiefsten Schichten des Bewusstseins durchdringen".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort