Dirigent Christian Thielemann Sächsische Staatskapelle Dresden gastiert in der Kölner Philharmonie

Köln · Dem Dirigenten Christian Thielemann begegnet das Kölner Publikum nicht gerade häufig, aber doch in regelmäßigen Abständen. Das jetzige Konzert mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden in der Philharmonie hat, wenn man so will, sogar einen richtigen "Vorläufer".

 Chefdirigent Christian Thielemann.

Chefdirigent Christian Thielemann.

Foto: ap

2005 gastierte Thielemann nicht nur mit seinem letzten "festen" Orchester, den Münchner Philharmonikern, sondern bot ein Werk, mit dem er sich auch neuerlich als Galionsfigur einer romantisch akzentuierten deutschen Musiktradition bestätigte: Bruckners 7. Sinfonie.

"Das Entscheidende steht nicht in den Noten", ließ er sich jüngst in einem Interview vernehmen. Der 53-jährige Maestro bekennt sich zur Kapellmeister-Tradition, wie sie von einem Heinrich Hollreiser, Joseph Keilberth, Horst Stein oder auch Otmar Suitner vertreten war. Exaltationen à la Bernstein sind ihm fremd.

Bei Bruckner überzeugte Thielemann die Zuhörer durch präzise Weisungen. Nicht immer war dabei verlässlich auszumachen, was abgespeichertes Probenkalkül, was Eingebung des Augenblicks ist. So wie Thielemann von seiner Probenarbeit berichtet, möchte man aber davon ausgehen, dass er seine Musiker lieber am lockeren Zügel führt, ohne es dabei freilich an Herausforderung fehlen zu lassen.

Bruckners Musik ließ der Dirigent markant, aber nicht schroff klingen, er bewahrte ihr melodischen Fluss, klangliche Rundung, aber auch Bedeutungsschwere im Detail. Das Orchester bewies sich ungeachtet geringfügiger Missgeschicke in der ansonsten bestechend sicheren Blechbläsergruppe als Klangkörper von voluminösem Wohllaut.

Stärkster Kontrast war der Sinfonie-Beginn mit der aus einem mehr geahnten als gehörten Tremoloflirren aufsteigenden Cello-Kantilene. Faszinierend. Die Ausschnitte aus Wagners "Tristan" wirkten mit knapp einer halben Stunde zwar gedehnt, aber nicht überdehnt. Ein Spiralnebel von Erosklang, von dem sensualistisch mitgehenden Orchester mitunter geradezu wollüstig gesteigert.

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