Beethoven-Haus in Bonn Saison-Programm präsentiert spannende Konzerte und eine "Offene Bühne" für jedermann

Bonn · Die Konzerte im Kammermusiksaal bezeichnet Malte Boecker als "ganz wichtige Säule in unserer Arbeit". Bei der Vorstellung des neuen Saison-Programms 2012/2013 wies der seit dem 1. Mai amtierende neue Direktor des Beethoven-Hauses auf die lange Tradition der Kammerkonzerte hin, die so alt ist wie der Verein Beethoven-Haus selbst. In dem Programm käme vieles zum Ausdruck, was das Haus als Gesamtensemble zu bieten habe.

 Die Geigerin Vilde Frang gastiert am 20. März 2013 im Kammermusiksaal.

Die Geigerin Vilde Frang gastiert am 20. März 2013 im Kammermusiksaal.

Foto: Promo

Das ist zum Beispiel in der Abo-Reihe der sechs Kammerkonzerte zu beobachten. Unter dem Titel "Beethoven-Einblicke" vermitteln Wissenschaftler des Hauses Wissenswertes über die zur Aufführung kommenden Stücke. Der Start der Reihe am 30. Oktober ist ungewöhnlich. Denn mit dem Alliage Quintett ist mit vier Saxophonen und einem Klavier keine eben klassische Kammermusikbesetzung zu erleben. Beethoven steht aber dennoch auf dem Programm, in der Gestalt eines Arrangements der Prometheus-Ouvertüre.

Neben Beethoven gilt ein Schwerpunkt der Reihe den Werken des 20. und 21. Jahrhunderts. Das Alliage Quintett spielt mit der "Sunlight Sonata" von Georgs Pelécis sogar eine veritable Uraufführung. "Wir sind ein Komponisten-Institut", begründete Ursula Timmer-Fontani die starke Präsenz neuerer Musik. Sie betreut das Konzertprogramm des Kammermusiksaales gemeinsam mit Martella Gutierrez-Denhoff.

In der Kammermusik-Reihe sind einige interessante Interpreten der jüngeren Generation zu hören. Etwa der gelegentlich schon als "Jahrhundert-Talent" gefeierte Igor Levitt, der am 15. Mai 2013 die Bratschistin Tabea Zimmermann begleitet. Oder der phänomenale Brendel-Schüler Kit Armstrong (4. Juni 2013). Der 20-Jährige spielt nicht nur Bach und Beethoven auf höchstem Niveau, er komponiert auch selbst. Mit der Geigerin Vilde Frang kommt am 20. März 2013 ein aufstrebendes Talent aus Norwegen nach Bonn.

Die dreiteilige Reihe "Beethoven-Extra" lädt ein zu einer Reise in die Beethoven-Zeit. Nicht nur musikalisch, sondern auch literarisch. Schauspieler lesen aus Briefen und Dokumenten aus der Beethoven-Zeit. Im ersten Konzert am 14. November beispielsweise geht es um Beethoven und seinen aus Bonn stammenden Schüler Ferdinand Ries. Bernt Hahn spricht die Texte, Michael Faust (Flöte) und Sheila Arnold (Klavier) übernehmen die musikalische Gestaltung.

Der Jazz ist in der kommenden Saison - zumindest im Beethoven-Haus - weiblich. Gleich vier Bandchefinnen bevölkern die Aspekte-Reihe, Céline Bonacina, Charlotte Greve und Christina Fuchs geben vom Saxophon aus den Ton an, Natalie Loriers vom Klavier.

Dem Nachwuchs gilt besondere Aufmerksamkeit

Einige Spannung verspricht auch wieder die Reihe "ZweiMal: Musik im Gespräch", in der ein Musikstück erst gespielt, dann diskutiert und schließlich ein zweites Mal gespielt wird. Markus Fein hat dieses Konzept vor einigen Jahren für Hamburg entwickelt, am 21. Februar 2013 ist der Urheber der schönen Idee im Kammermusiksaal als Moderator der Aufführung des Klaviertrios von Charles Ives durch das Trio Boulanger selbst zu erleben.

Nachwuchs-Musikern wie auch dem Publikums-Nachwuchs gilt im Beethoven-Haus eine besondere Aufmerksamkeit. In der Reihe "Young Stars" präsentieren sich ausgewählte Musikerinnen, Musiker und Ensembles, für ein junges Publikum gibt es musikalische Märchenstunden. Wilfried Hiller, Komponist von "Der Josa mit der Zauberfiedel", wird die Aufführung am 3. März sogar selbst am Klavier begleiten. Und mit dem Programm "Wolfgang Amadeus - eine (Wunder-)Kindheit" möchte das Beethoven-Haus seine Türen für Grundschulklassen öffnen.

Das Beethoven-Haus sieht sich gern als "offenes Haus". Das will man auch aktiv unterstreichen, im Kammermusiksaal mit der fünfteiligen Reihe "Offene Bühne", für die sich jeder bewerben kann, der etwas Künstlerisches zu sagen hat, ganz gleich ob Musik, Literatur oder Performance. "Wir wählen vorher natürlich aus", sagte Martella Gutierrez-Denhoff.

Zwischen der aktuellen und der kommenden Saison ist wie immer der Klaviersommer platziert, der künftig alternierend der Klassik und dem Jazz gewidmet ist. In diesem Jahr eröffnet der Schweizer Colin Vallon am 24. Juli die vierteilige Reihe mit seinen Jazz-Improvisationen am Klavier.

Finanziert wird das Programm von der öffentlichen Hand, zu einem großen Teil auch über Sponsoren, die Konzertpatenschaften über einzelne Veranstaltungen übernehmen.

Karten ab 11. Juni in den Bonnticketshops in den Zweigstellen des General-Anzeigers und bei bonnticket.de. Eine Saison-Broschüre gibt es u.a. im Beethoven-Haus.

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