Lesung in Bonn Samuel Meffire stellt neuen Roman "Kunduz" vor

Bonn · Die Vergangenheit ist für Samuel Meffire allgegenwärtig. Der 40-Jährige hat eine steile Karriere zum sächsischen Vorzeigepolizisten hingelegt und endete schließlich als Bankräuber im Gefängnis. Als Meffire 2006 sein erstes Buch "Unsere Feinde" veröffentlichte, wurde ihm vor allem aufgrund seiner Biografie viel Aufmerksamkeit geschenkt. In der Altstadtkneipe "Klein Bonnum" stellte der Wahl-Bonner nun seinen neuen Roman "Kunduz" vor.

Lesung in Bonn: Samuel Meffire stellt neuen Roman "Kunduz" vor
Foto: Barbara Frommann

Die Vergangenheit ist für Samuel Meffire allgegenwärtig. Der 40-Jährige hat eine steile Karriere zum sächsischen Vorzeigepolizisten hingelegt und endete schließlich als Bankräuber im Gefängnis. So etwas bleibt haften.

Als Meffire 2006 sein erstes Buch "Unsere Feinde" veröffentlichte, wurde ihm vor allem aufgrund seiner Biografie viel Aufmerksamkeit geschenkt. In der Altstadtkneipe "Klein Bonnum" stellte der Wahl-Bonner nun seinen neuen Roman "Kunduz" vor.

Dass Meffire schon sein ganzes Leben geschrieben hatte und der neuerliche Wandel vom Saulus zum Paulus eher eine Rückbesinnung als eine Neuerfindung war, interessierte die Öffentlichkeit bestenfalls am Rande. Dabei ist die Leistung von Samuel Meffire als Autor durchaus bemerkenswert.

Dem Erstling folgten drei Fortsetzungen. Mittlerweile arbeitet er am fünften Teil von "Unsere Feinde". Kürzlich erschienen ist sein neuestes Buch "Kunduz", das er gemeinsam mit Marc Lindemann geschrieben hat.

Das Tempo, mit dem Samuel Meffire seine Werke veröffentlicht, ist vor allem auf seine ungewöhnliche Arbeitsweise zurück zu führen. Er begreift Literatur nicht als abgeschlossenes Werk, sondern als Prozess. Hinweise und Anregungen aus seinem persönlichen Umfeld nimmt er genauso auf wie konstruktive Kritik von Lesern aus dem Internet. Beständig überarbeitet er seine Texte, ergänzt, streicht und korrigiert.

Sein Arbeitsbuch von "Kunduz" ist abgegriffen und mit zahllosen Zetteln versehen. Einige Zeilen hat er überschrieben oder mit einem dicken Filzstift unkenntlich gemacht. Wie schon in der Reihe "Unsere Feinde" sieht sich Meffire auch bei seinem jüngsten Werk, einer düsteren Zukunftsvision des Krieges in Afghanistan, dem Vorwurf ausgesetzt, einige Passagen seien zu roh, zu blutig.

"Muss das denn so überspitzt sein", fragten ihn Leser immer wieder. "Das ist notwendig", entgegnet Samuel Meffire dann ganz ruhig. "Das ist die Realität."

Von der hat er mehr als genug gesehen. Er hat mit Komplizen eine Bank, eine Bar, ein Bordell und ein Rentnerehepaar in dessen Wohnung überfallen. Er ist nach Frankreich geflohen und von dort weiter in den Kongo. "Ich musste einfach sehen, dass ich möglichst viel Land gewann", sagte er später in einem Interview.

Dass dort ein Bürgerkrieg tobte, wurde ihm erst vor Ort bewusst, als er zusah, wie das Rote Kreuz wöchentlich Leichen von den Straßen auflas. Auch Mitautor Marc Lindemann kennt die Schrecken des Krieges. Der Hauptmann der Reserve war 2005 und 2009 als Nachrichtenoffizier in Kunduz.

In ihrem Roman "Kunduz" vermischen die Beiden Fiktion und Wahrheit zu einem explosiven Cocktail. Während der Antiheld des Buches mit der Bundeswehr in Afghanistan einen "Kampf im Schatten der Angst" führt, explodiert im Frankfurter Bankenviertel eine schmutzige Bombe. Das radioaktive Material haben die Terroristen aus einem Röntgenapparat gewonnen.

Der Roman ist ein Produkt der Fantasie, aber Meffire ist sicher, dass der Afghanistankrieg schon lange in Deutschland angekommen ist und zwar "durch Terror, Angst und Trauma."

Zur Person

Samuel Meffire wurde am 11. Juli 1970 in Zwenkau als Sohn eines Kameruners und einer Deutschen geboren. Bis zum Mauerfall lebt er in Leipzig und Dresden. 1992 wurde er als erster farbiger Polizist Sachsens das Gesicht einer Kampagne gegen Fremdenfeindlichkeit. 1994 kündigt er bei der Polizei und gründet eine eigene Sicherheitsfirma. Die Geschäfte liefen schlecht. Er beging im Frühjahr 1995 mehrere Überfälle. Nach langer Flucht stellte sich Meffire in Kinshasa den Behörden. Nach sechseinhalb Jahren im Gefängnis arbeitete er als Sozialarbeiter mit jugendlichen Straftätern in Aachen, Düsseldorf und Hamburg. Seit vier Jahren lebt Meffire mit seiner Lebensgefährtin in Bonn.

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