Pianist Trifonov in Köln Sanftheit und ein dämonisches Element

KÖLN · Gründe für eine dicht gefüllte Philharmonie sind entweder Interpreten von Ausnahmerang oder ein besonders attraktives Programm.

 Bei der Probe: Pianist Daniil Trifonov.

Bei der Probe: Pianist Daniil Trifonov.

Foto: Thomas Brill

Beim Gastspiel der Deutschen Kammerphilharmonie am Sonntag war Alexander Glasunow (Prelude aus Opus 79) ein vielleicht nicht populärer, aber doch vertrauter Name, Frédéric Chopins 2. Klavierkonzert gehört zu den Standardwerken, was wohl auch für die Sinfonien von Dmitrij Schostakowitsch gilt (geboten wurde die neunte).

Bestens vertraut ist hierorts auch das Orchester aus Bremen, welchem diesmal Mikhail Pletnev vorstand. Das eigentliche Zugpferd des Abends war aber doch der 22-jährige russische Pianist Daniil Trifonov. "Sanftheit wie auch ein dämonisches Element" präge das Spiel Daniil Trifonovs heißt es.

Der Pianist selber hat speziell zum f-Moll-Konzert Chopins gesagt, dass er zumal im langsamen Satz das Belcanto-Ideal Vincenzo Bellinis verwirklicht sehe und dass man für diese Musik vor allem einen "langen Atem" benötige.

Der war jetzt auch in der Philharmonie zu spüren, wobei Pletnev seinerseits gleich in der Introduktion die melodische Prägung des Werkes mit dem sämigen Streicherklang der Kammerphilharmonie unterstrich. Obwohl Daniil Trifonov für sich viel Intuition und Spontaneität reklamiert, hatte man bei seinem ausgeklügelten Anschlag doch den Eindruck einer minutiös kalkulierten Interpretation.

Als Dirigent erwies sich Pletnev als hochsensibler und detailbesessen mitgestaltender Musiker. Er vermochte sogar das gelegentliche Urteil über Chopin als lediglich mittelprächtiger Orchestrierer zu widerlegen, natürlich auch dank des Bremer Elite-Orchesters, das dann nochmals mit der quirligen Schostakowitsch-Sinfonie brillierte.

Daniil Trifonov, der vor zwei Jahren in der Philharmonie debütierte (Wiener Philharmoniker: Valery Gergiev) und dessen eigenes Klavierkonzert der baldigen Uraufführung harrt, wird übrigens sein im vergangenen Oktober ausgefallenes Solo-Recital am 9. April nachholen.

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