Im Rheinbacher Stadttheater Satirischer Jahresrückblick bescherte boshaftes Vergnügen

Rheinbach · So, das hätten wir also geschafft. 2012 liegt hinter uns - und zwar komplett. Obwohl man sich beim Blick auf die Protagonisten aus Politik und Wirtschaft vielleicht für einen Moment wünschen würde, die Mayas hätten vielleicht doch...

 Fies mit Genuss: Robert Griess servierte mit seinen Kollegen die aktuelle "Schlachtplatte" im Stadttheater Rheinbach.

Fies mit Genuss: Robert Griess servierte mit seinen Kollegen die aktuelle "Schlachtplatte" im Stadttheater Rheinbach.

Foto: Roland Kohls

Aber nein, wie hätten sie denn wissen sollen, dass man sich derweil schon über die Flugrouten zankt, obwohl in Schönefeld noch die Bauzäune stehen. Aber fangen wir von vorne an, und zwar mit Robert Griess, Jens Neutag, Matthias Reuter und Barbara Ruscher, die zum Abschluss der Morenhovener Kabarett-Tage 2012 auf der Bühne des Rheinbacher Stadttheaters ihre "Jahresendabrechnung" präsentierten.

Und dies auch noch mit sichtlich boshaftem Vergnügen. Für das Publikum im Saal war's gewiss eins. Denn schließlich läuft das Ganze nicht umsonst unter dem seit 2010 auch in Morenhoven gut eingeführten Markenzeichen "Schlachtplatte". Und auf der wurden Häppchen wie diese serviert: Wie klingt es, wenn Angela Merkel einem in Ungnade gefallenen Kabinettsmitglied sozusagen den politischen Todeskuss auf die Stirn drückt?

Werden Akademikerkinder tatsächlich mit der FAZ gewickelt, und ist Bettina Wulff in Wahrheit die Autorin der "Fifty Shades of Grey"? Antworten hielt der rund zweistündige Jahresrückblick natürlich auch bereit. Sollten Sie also in Berlin Politik betreiben - keine Sorge, da kommt man auch prima mit dem Zug hin! - dann wünschen Sie sich lieber nicht, dass die Kanzlerin Ihnen ihr "vollstes Vertrauen" ausspricht.

Das ist schon Karl-Theodor zu Guttenberg und Norbert Röttgen schlecht bekommen. So gesehen keine allzu rosigen Aussichten für Bundesbildungsministerin Annette Schavan, wie Robert Griess mit süffisantem Lächeln hinzufügte. Vielleicht besitzen er und seine Kollegen tatsächlich übersinnliche Fähigkeiten und können sehen, wie die Piraten im Wahljahr 2013 mit einem Papagei von Tür zu Tür ziehen, um das von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück nicht eingelöste Versprechen der Hausbesuche zu erfüllen.

Oder wie Philipp Rösler der FDP zu 0,02 Prozent verhilft? Wollen wir das wirklich wissen? Oder nicht lieber mit Jens Neutag zurückblicken auf das Musikjahr 2012? Der zeigte, wie angewidert sich ein Gesicht verziehen lässt, wenn Tim Toupet zur Unterhosenparty einlädt.

"Eins ist sicher: Das hätte Brahms so nicht gemacht." Aber der hatte im Gegensatz zu Neutag auch den Vorteil, sich keine Ballermann- und Après-Ski-Hits anhören zu müssen. Oder wie die nach eigenem Bekunden "entscheidungsschwache" Barbara Ruscher in der Sushi-Bar sitzen und die Reisröllchen im Algenmantel an sich vorbeizuckeln lassen. "Mein Tipp: Bevor es langweilig wird, legen Sie doch mal Ihr Butterbrot aufs Band und schauen, wie weit es kommt."

Das ist schon eine Viererbande - fies mit Genuss. Einschließlich Stapper alias Griess, dem bekennenden Vertreter des bundesdeutschen Prekariats mit großer Schnauze und ebenso großem Herz dahinter, der als "Ein-Mann-Flashmob" seit neuestem Makler ärgern geht.

Der sich mit dem bedenklichen Kopfschütteln des in (fast) allen Gewerken versierten Experten ins Penthouse oder Loft mit Rheinblick stellt und einem fachmännischen "Da wär' aber noch einiges zu machen" die gut betuchte Klientel gleich reihenweise in die Flucht schlägt. Alles in allem sollten wir vielleicht ganz zufrieden sein, dass 2012 um ist. Zumal 2013 offenbar nahtlos daran anknüpft. Ein Gutes hat es zumindest: reichlich Futter für die nächste "Schlachtplatte".

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