Kölner Sommerfestival Schatten-Choreografie in Köln: Flucht in die Welt der Fantasie

Bonn · Das Pilobus Dance Theater gastiert im Juli mit „Shadowland 2“ beim Kölner Sommerfestival und bietet den Zuschauern fantasiereiches Schattenspiel und sozialkritische Geschichten.

Gelegentlich muss man auch mal über den eigenen Schatten springen können, fordert eine gängige Redewendung. Daran versuchen sich gerade ein paar Journalisten auf der Bühne des Genfer Théatre du Léman, wo die Damen und Herren des Pilobus Dance Theaters aus den USA eigentlich ihr Aufwärmtraining für die Schatten-Choreografie „Shadowland 2“ absolvieren sollte.

Doch die Journalisten sind für sie eine nette Abwechslung und daher willkommen. Sieht schon ein bisschen tollpatschig aus, wenn man als völlig Ungeübter Arm und Hand so bewegen soll, dass der Schatten auf der Leinwand die perfekte Illusion eines Vogels Strauß ergeben soll. Schon ein leichtes Kippen der Hand zerstört die Illusion komplett – und jeder sieht wieder Schatten von Hand und Arm auf der Leinwand. Uns erscheint es jedenfalls beinahe so schwierig, den eigenen Schatten zu beherrschen, wie darüber zu springen.

Schattentheater als Ort für echte Geschichten

Das gilt freilich nicht für die Pilobus-Tänzer. Seit dem vergangenen Jahr sind sie mit der neuen Produktion „Shadowlands 2“ auf Tour. Trotz unzähliger umjubelter Auftritte ist die Produktion für sie weit mehr als bloße Routine. Sie bleibt immer auch Herausforderung. „Wir arbeiten ständig weiter an dem Stück und an uns, sodass die Bewegungen immer noch geschmeidiger werden“, erzählt die sichtlich durchtrainierte Tänzerin Marlon Feliz, die am Abend auf der Genfer Bühne das Publikum als kleiner Straußenvogel verzücken wird.

Die zehn Jahre alte erste „Shadowland“-Produktion lebte noch davon, die Möglichkeiten des gerade entwickelten Schattentheaters auszuprobieren. Im Mittelpunkt stand eine junge Frau. Sie erlebte im Traum schaurige und schöne Abenteuer, die in fantasievollen Schattenbildern fürs staunende Publikum sichtbar wurden. Traumhaft geht es zwar auch in der neuen Produktion zu. „Aber das neue Shadowland ist keine Fortsetzung“, sagt Dance Captain Antoine Banks-Sullivan.

Es ist ein neuer Anfang. Die Schatten sind jetzt nicht mehr nur Spielball der freien Fantasie, sondern Medium, um eine echte Geschichte zu erzählen, ein modernes Märchen mit sozialkritischem Touch. Sie beginnt in einer kalten Fabrik, wo die Menschen wie Sklaven einer ebenso monotonen wie sinnentleerten Arbeit nachgehen. Kisten zu stapeln ist die zentrale Beschäftigung, wobei sie von einem finsteren Oberaufseher angetrieben werden. Der hat auch ein Auge darauf, dass niemand verbotenerweise in die Kisten hineinschaut.

Individuelle Überraschungen für die Städte

Doch der Arbeiter Fess und seine Freundin könne der Versuchung so wenig widerstehen wie Adam und Eva dem Apfel: Sie öffnen eine Kiste. Ihr entschlüpft eine Art Straußenküken, das mit den beiden in eine Fantasie- und Traumwelt flieht. Wo sie aber auch nie sicher vor Verfolgung sind. Es geht in einem Ballon um die Welt, mit einer Rakete ins All, sie begegnen wilden Tieren und Menschen in einem Jazzclub, bevor am Ende natürlich alles gut wird.

Die zehn Pilobus-Ensemblemitglieder, die auf der Bühne agieren, haben unterschiedliche Vorleben, sie kommen vom klassischen Ballett, andere vom zeitgenössischen Tanz oder vom Zirkus. Auf der Bühne funktionieren sie jedoch als homogene Einheit, die in der Lage ist, sich zu den komplexesten Bildern zu formieren. Wie man auch in der Zugabe sehen wird: Da gibt es immer noch eine individuelle Überraschung für die Stadt, in der sie gerade auftreten. „Auf jeden Fall zeigen wir den Kölner Dom“, verrät Marlon Feliz bereits in Genf.

„Shadowland 2“ ist beim Kölner Sommerfestival in der Philharmonie vom 25. Juli bis zum 6. August zu sehen. Karten in den Bonnticketshops der GA-Zeigstellen

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