Wettbewerb "Kunststudenten und Kunststudentinnen stellen aus" Schaulaufen der Besten

Bonn · 24 Kunsthochschulen und Akademien Deutschlands haben insgesamt 56 Kunststudierende nominiert, die sich in Bonn präsentieren.

 Goldene Zukunft: Christian Möllers und Philipp Mennings Medienzelt (links) und "Super Positive" von Ali Gharib.

Goldene Zukunft: Christian Möllers und Philipp Mennings Medienzelt (links) und "Super Positive" von Ali Gharib.

Foto: Franz Fischer

Der Kunstbetrieb als lärmige, bunte Karaoke-Station, die Großen der Szene als simple Stichwortgeber: Ganz schön abgezockt, wie die 1986 geborene Studentin der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe Hannah Cooke mit dem System umgeht, in dem sie mutmaßlich Karriere machen will. So kritisch sie auch damit verfährt, und so hintergründig sie sich mit den Bildkünsten auseinandersetzt: Sie wird ihren Weg machen, und nicht nur, weil sie gestern Abend in der Bundeskunsthalle mit einem Förderpreis des Studentenwerks (9000 Euro) ausgezeichnet wurde, das zusammen mit dem Bundesbildungsministerium und der Bundeskunsthalle den Wettbewerb "Kunststudenten und Kunststudentinnen stellen aus" ausrichtet. Es ist das 22. Schaulaufen der besten Kunststudenten der Republik, Bonn ist zum elften Mal Ausrichtungsort dieses alle zwei Jahre stattfindenden bedeutenden Kunst-Rankings.

Erstmals ist die junge Kunst in der großen Halle zu sehen, die zu einem kleinteiligen Gefüge von Kabinetten umgerüstet wurde und doch ihre Tücken hat: Die Hallenhöhe von zehn Metern stellt manche Künstler vor unlösbare Aufgaben, lässt deren Kunst unscheinbar wirken, während andere Wettbewerber ihr Talent der Raumbeherrschung ausspielen können.

Maike Denker (HBG Leipzig) etwa behauptet sich mit ihrer Installation über neuroparasitäre Pilze und deren vernichtendes Werk ebenso in der Halle wie Ali Gharibs (HfG Karlsruhe) knallige Multimediainstallation "Super Positive" über Aids oder Lisa Schlenker, sehr begabte Schülerin von Leni Hoffmann und Martin Pfeifle in Karlsruhe, mit einer raumhohen Bitumenmalerei. Mit einem bestechenden Minimalismus überrascht Sebastian Dannenberg, der in Bremen bei Stephan Baumkötter studiert: Ein einfacher, grün gemalter Viertelbogen an der Wand definiert den Raum, in dem eine simple, weiße Bahn auf dem Boden einen skulpturalen Akzent setzt.

Dannenberg erhielt für diesen starken Beitrag einen der drei mit 3000 Euro dotierten Förderpreise. Christian Retschlag (in Braunschweig Schüler von Dörte Eißfeldt) holte mit seiner ironisch-biografischen Fotoserie in Sepiatönen ebenso einen Förderpreis in dieser Kategorie wie Johannes Bendzulla (früher in Düsseldorf bei Christopher Williams jetzt an der KHM Köln) für seine hervorragende Arbeit mit generativen Algorithmen.

Wissensaneignung, Medienmanagement, Umgang mit Ängsten und Entwicklung von Überlebens-Strategien, sind Themen die in dieser hervorragenden Ausstellung der Bundeskunsthalle ventiliert werden. Zum Beispiel auch alle Probleme der Welt, die die "Union of International Associations" aufgelistet hat - allein unter dem Buchstaben D stehen 1500 Begriffe. Melanie Bisping, in Münster Studentin von Ayse Erkmen, hat sich von diesem Kompendium zu einer Arbeit inspirieren lassen, in der alle Probleme nachlesbar sind und sich der Besucher durch eine Art Käseglocke, "Sounddusche" genannt, mit Begriffen berieseln lassen kann, die er mitunter noch nie gehört hat. Die Jury aus Brigitte Kölle (Hamburger Kunsthalle), Ralf Beil (Kunstmuseum Wolfsburg) und Niklas Maak (FAZ) ließ sich von Bispings Arbeit begeistern und erkannte ihr den mit 12 000 Euro dotierten ersten Preis zu.

24 Kunsthochschulen und Akademien Deutschlands haben insgesamt 56 Kunststudierende nominiert, die sich in Bonn präsentieren: auffällig viel Malerei, insbesondere figurative, Installationen und sehr starke Videokunst - herausragend Nicola Gördes' (Schülerin von Aernout Mik in Münster und Marcel Odenbach in Düsseldorf) witziger Film "This is Not". Schöner Schlusspunkt einer sehr anregenden Ausstellung.

0 Bundeskunsthalle; bis 17. Mai. Di, Mi 10-21, Do-So 10-19 Uhr

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