Schaurig-schöne Balladen bei Bonner Konzerten

Ein Abend für Hugo Wolf, eine Hommage an Robert Schumann und Köbes Underground in der Springmaus. Unvergessliche Momente mit viel Gänsehaut beigeistern die Zuschauer.

Schaurig-schöne Balladen bei Bonner Konzerten
Foto: promo

Beethoven-Haus. Ein einfacher Charakter soll er nicht gewesen sein, doch hat der vor 150 Jahren geborene Komponist Hugo Wolf großartige Lieder geschrieben.

Einen ebenso kurzweiligen wie informativen Einblick in dessen Leben und Werk bot ein Abend im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses, den Thomas Neuhoff und der Kammerchor des Bonner Philharmonischen Chores gestalteten.

Dazu kam auch der Text-Autor Hugo Wolf ausführlich zu Wort. Gelesen wurden die stellenweise kuriosen Texte in sehr humoriger Weise von Ludwig Egener, der damit einen genauso entscheidenden Anteil am Gelingen des in sich Abends hatte wie die Solisten, die Neuhoff aus den Reihen des Philharmonischen Chores und des Kölner Bach Vereins rekrutiert hatte.

Stimmlich machten die Solisten ihre Sache ziemlich überzeugend, ja manche gar herausragend, wie etwa Katharina Engels und Frederik Montag, die Auszüge aus Wolfs Italienischem Liederbuch zum Besten gaben.

Das Ensemble van Beethoven steuerte in Quartettbesetzung unter seinem Primarius Wolfram Lehnert die Italienische Serenade bei und der Kammerchor des Philharmonischen Chores in gewohnt perfekt vorbereiteter und disziplinierter Weise Bekanntes und Unbekanntes aus der Feder Wolfs.

Neuhoff, der die Doppelbelastung als Conférencier und Begleiter am Flügel bestens meisterte, hatte mit diesem Abend wieder einmal ein rundes Paket geschnürt, das durch Schmankerl wie das von Leonie Knöppel, Jelka Schäfer und Christina Zingerle vom Jugendchor der Lukaskirche gesungene heiter-besinnliche Lied "Epiphanias" eine schöne Abrundung erfuhr. Guido Krawinkel

Haus der Springmaus. Sie reisen in der Stärke einer Fußballmannschaft an und lösen sofort vereinzelten Beifall aus, als die ersten von ihnen um punkt 21 Uhr gemächlich zu ihren Instrumenten schreiten.

Sobald das Schlagzeug einen ersten Rhythmus vorgibt, klatscht das Publikum im Haus der Springmaus schon rhythmisch mit. Die populäre Anti-Karnevalsband aus Köln feiert jährlich etwa zwei Monate nach Ende der Sessionszeit im Haus der Springmaus noch einmal nach, und das mit gewöhnlich großem Erfolg.

Die offizielle Begleitband der anti-karnevalistischen Stunksitzung kann hier als einziger Act auf der Bühne aus dem Vollen schöpfen und ihr ganzes Können ungefiltert aufbieten.

Und das ist beachtlich für eine Band, die eigentlich nur bekannte Lieder anderer Interpreten aus Rock und Pop spielt und sie mit eigenen Texten versieht, die sich vielfach um die Unwitzigkeit und Aufgesetztheit von Karneval drehen.

Diese Lieder werden aber von der zehnköpfigen Band plus Stargast Ozan Akhan aus dem Stunksitzungsensemble mit großer, musikalischer Kraft und sehr, sehr viel Schwung dargeboten, dazu noch mit sorgfältig ausgearbeiteten Arrangements. Und das Publikum im Haus der Springmaus tanzt begeistert mit. Karsten W.N. Kurze

Uni-Club. Lieder und Balladen von Robert Schumann standen auf dem Programm eines Konzerts im Universitätsclub mit Tomasz Wija und David Santos, erste Preisträger der Schubert-Wettbewerbe Graz und Dortmund 2009.

Die Direktorin des Bonner Stadtmuseums Ingrid Bodsch hatte dem spärlich erschienenen Publikum in ihren einleitenden Worten nicht zuviel versprochen: Das Duo ist nicht ohne Grund mehrfach ausgezeichnet worden...

Während die erste Hälfte mit Schumanns Kerner-Liedern op. 35 noch verhalten anlief und Bariton Tomasz Wija eine gewisse akademische Starre nicht abzustreifen vermochte, lief er im zweiten Block mit Balladen und Gesängen zu Hochtouren auf.

Doch schon im ersten Teil offenbarte sich, wie eindringlich der Sänger Phrasen zu formen vermag, so dass sie oftmals am Ende wie offene Fragen noch im Saale schweben.

Pianist David Santos zauberte einen unaufdringlichen Klangteppich hinzu, souverän, aufmerksam und bestechend klar. Weitaus mehr Facetten seiner Ausdruckskraft zeigte Wija dann beim Vortrag der Schumann-Balladen.

Packend und im wahrsten Sinne des Wortes ergreifend nahm er die Zuhörer in seinen Bann, entführte sie in die schaurige Welt des Belsatzar, der Löwenbraut, zog satirische Striche beim "Armen Peter" und machte schmunzeln beim Gespräch am Fischerhause, "Abends am Strand". Barbara Pikullik

Harmonie. "Supresa" (Überraschung) heißt das neue Album der Gruppe "Hotel Bossa Nova", das die vier Musiker jetzt in der Endenicher Harmonie vorstellten und mit ihren Urlaubsgefühle weckenden Songs auf das sommerlich warme Wetter gleich die passende musikalische Antwort parat hatten.

Liza da Costa (Gesang), Pedro Tagliani (Gitarre), Alexander Sonntag (Kontrabass) und Wolfgang Stamm (Schlagzeug/Percussion) haben sich in der deutschen Jazzszene seit einiger Zeit einen guten Namen gemacht.

Mit seiner Musik schafft das in Hessen beheimatete Quartett den kongenialen Brückenschlag zwischen Cool Jazz und Samba, Fado und Flamenco und lässt dabei schier nahtlos lateinamerikanisch, europäische und afrikanische Rhythmen und Strukturen zusammenfließen.

Begeisterter Applaus des zahlreich erschienenen Publikum war der Lohn für diese gelungene Konzert. Wolfgang Schneider

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