Schauspieler Joachim Król bei Brönners "Talkin' Jazz"

Außerdem: Konzert zum Reformationstag in der Kreuzkirche, Premiere von BonnVoice und Entdeckungen beim Endenicher Herbst

Schauspieler Joachim Król bei Brönners "Talkin' Jazz"
Foto: dpa

Bonn. Kreuzkirche. Gut zweieinviertel Stunden ohne Pause auf harten Kirchenbänken aushalten, freiwillig tut man das eher selten. Beim Konzert, das Kantorei und Orchester der Kreuzkirche gestalteten, war die Zeit jedoch Nebensache.

Nicht nur, weil mit der Reformationskantate von Albert Becker ein selten zu hörendes Stück auf dem Spielplan stand, sondern auch, weil sich Kantorei und Orchester unter der Leitung von Karin Freist-Wissing auf der Höhe ihres Könnens präsentierten - auch bei den Fragmenten aus dem Christus-Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Das Solistenquartett zeige sich mit Anja Barker, Wolfgang Klose, Andreas Petermeyer und Damaris Unverzagt bestens besetzt. Instrumentale Kontrapunkte setzte das Orchester mit Mendelssohns Reformationssinfonie. Auch Stefan Horz hinterließ mit der Choralfantasie über "Halleluja, Gott zu loben" von Max Reger einen fulminante Eindruck.

Guido Krawinkel

Pantheon. Es gluckert, zischt, faucht und schnaubt ganz kräftig. Kein Ungeheuer, dafür aber das Sounderlebnis einer ungeheuer fesselnden Vortragsleistung von Indra Tedjasukmana.

Der "Beat Boxer" der A-cappella-Gruppe Sonic Suite, die jetzt im Rahmen des 15. Pantheon A-cappella-Festivals gastierte, bringt Assoziationen in die Gehörgänge der Zuhörer, die man zunächst einmal nicht in Verbindung zur A-cappella-Szene bringen würde.

Eine Überraschung war auch der erste Auftritt der Vorgruppe BonnVoice. Mit 21 Stimmen leitet Tono Wissing, Gründer des Bonner Jazzchores, den neuen Pop- und Jazzchor. Stimmschön gelang Leonard Cohens "Hallelujah" (Arrangement: Jens Johansen), dem als Sahnehäubchen im Spannungsfeld zwischen Heavy Metal und kanonischer Stimmführung (Oliver Gies) "Engel" von Rammstein folgte. So wurde die Vorgruppe zum Bühnenereignis.

Susanne Haase-Mülbauer

Bundeskunsthalle. "Man sollte mich nicht jammern hören", resümiert der Schauspieler Joachim Król süffisant, als er von Till Brönner nach dem "Arbeitsmarkt" befragt wird. Bekannt geworden ist der 1957 in Herne geborene Król durch Sönke Wortmanns "Der bewegte Mann". Viele Stoffe seien dem Erzählkino durch quotenorientierte Produktionen "verbrannt", gibt er zu Protokoll.

Aus dem Fernsehen kennt man ihn dafür aus "Donna Leon" und "Lutter". Eigentlich aber zieht es ihn, der seinerzeit unter Peymann am Bochumer Schauspielhaus gespielt hat, zur Bühne. Zu Gast war Król in Ausgabe Nr. 33 von Brönners "Talkin' Jazz"-Reihe im voll- besetzten Forum der Bundeskunsthalle.

Der Abend gewann schnell an Tiefgang. Król nämlich überrascht mit überzeugend vorgetragener Poesie. Auf Initiative des Jazz-Pianisten Andreas Schnermann hat er die intensive Liebeslyrik des 1973 verstorbenen britischen Dichters W. H. Auden für sich entdeckt, die er mit sensibel wandlungsfähiger, kerniger Stimme vorträgt.

Gleichsam potenziert wird der Text durch die Musik von Andreas Schnermann, Christian von Kaphengst, Sebastian Merk sowie Till Brönner, vor allem aber durch die "Jazzstimme" Inga Lühnings.

Fritz Herzog

Trinitatis. Er vermag sein Publikum in Staunen zu versetzen: Jürgen Fichtner, Jahrgang 1941, seinerzeit Solo-Kontrabassist des WDR-Sinfonieorchesters. Der Musiker gab im Rahmen des 12. Endenicher Herbstes in der Trinitatiskirche ein Kontrabass-Recital.

Am Flügel begleitete ihn seine Tochter Rebekka. Zu Beginn erklang die Sonate h-Moll von Johann Matthias Sperger, fröhlich böhmisch dann Adolf Miseks 1. Sonate. Subtil begleitete Rebekka Fichtner ihren Vater.

"Keine Angst vor moderner Musik!", ermunterte Fichtner das Publikum vor Henzes Serenade. Nach Serge Koussevitzkys Vier Stücken für Kontrabass und Klavier ging es tänzerisch weiter mit den charmanten "Croquis" von Serge Lancen.

Den fulminanten Abschluss bot Piazzollas "Kicho". Hier griff die Pianistin energisch in die Tasten und gestand sich selbstbewusst auch mal die Hauptrolle zu. Als Zugabe erklang Edward Elgars "Salut d'Amour".

Barbara Pikullik

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