Schauspielerin Riemann spielt "Anna Karenina" in Rhein-Sieg-Halle

Zerrissen und sexy - Liebende Mutter und hingebungsvolle Geliebte - Packende, glaubwürdige Darstellung

Siegburg. Anna Karenina liebt und begehrt, ist selbstbewusst, emanzipiert, hilflos und mutig, fühlt sich unterdrückt und unschlüssig, ist mal im Glückstaumel und dann wieder zu Tode betrübt. Vielleicht bot sich die Vorlage Leo Tolstois von 1877/8 gerade deshalb so gut an, sie aus dem Umfeld der adligen russischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts herauszuheben und auf einer aktuellen, zeitgenössischen Ebene neu zu erzählen.

Anne-Sylvie König und Amina Gusner haben das getan und schufen eine nach Tolstois Anna Karenina benannte, aber weitgehend losgelöste Bühnenfassung Katja Riemann ist Anna. Packend verkörpert sie eine nach sexueller Befreiung schreiende Frau und präsentiert sich als eine durchweg emotionale Hauptdarstellerin auf der fast requisitenlosen Bühne.

Auch bei der letzten von insgesamt 63 Tourneestationen in der ausverkauften Rhein-Sieg-Halle in Siegburg verkörperte die Riemann eine packende, in ihrem Denken und Fühlen glaubwürdige Anna Karenina, deren Lebensglück schließlich an der Unvereinbarkeit zweier Wunsch-Rollen scheitert: die der liebenden Mutter und hingebungsvollen Geliebten.

Das Glück, das jede einzelne dieser beiden Rollen verspricht, wird durch den Verzicht auf die jeweils andere zerstört. Während sich Anna zwischen Karenin (Stephan Richter), dem Ehemann und Vater ihres Kindes, und ihrem Geliebten Wronskij (Sébastien Jacobi) hin- und hergezogen fühlt, sind moralische Werte und das persönliche Lebensglück auch das Thema zweier weiterer Paargeschichten, die Annas Leben durchkreuzen.

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