Euro Theater Central Schauspielschüler zeigen Schillers "Kabale und Liebe"

BONN · Machtmenschen oder Opfer ihrer Umstände: Viele Figuren in Schillers bürgerlichem Trauerspiel "Kabale und Liebe" könnten in beide Kategorien eingeordnet werden. Zumindest wenn es nach Heike Bänsch geht, die zusammen mit Absolventen der Arturo-Schauspielschule Köln diesen Klassiker im Euro Theater Central inszeniert: Premiere ist am Donnerstag, 21. November.

 Diese Charaktere haben eine Vergangenheit, bieten Komplexität: Aufnahme von den Proben im Euro Theater Central in Bonn. Ferdinand von Walter wird verkörpert von Jochen Horch, Kathrin Wirth spielt Schillers Lady Milford.

Diese Charaktere haben eine Vergangenheit, bieten Komplexität: Aufnahme von den Proben im Euro Theater Central in Bonn. Ferdinand von Walter wird verkörpert von Jochen Horch, Kathrin Wirth spielt Schillers Lady Milford.

Foto: Thomas Kölsch

Ob es des Königs Mätresse Lady Milford ist oder die Präsidentin (deren Geschlecht eher auf den Frauenüberschuss der Abschlussklasse als auf die tagespolitische Situation zurückzuführen ist): Beide sind mehr als nur klischeehafte, eindimensionale Charaktere, haben vielmehr eine Vergangenheit, bieten Komplexität.

Diese Vielschichtigkeit herauszuarbeiten, ist Bänsch wichtig - nicht zuletzt, da die neun Jungschauspieler sich mit diesem Stück, erstmals auf dem freien Markt präsentieren. Zugleich bleibt es ein klassischer Schiller: "Ich möchte gerne die modernen Elemente herausholen, ohne modern zu inszenieren", erklärt Bänsch ihren Ansatz.

Seit Anfang Oktober probt das Ensemble, vor knapp zwei Wochen stand es erstmals auf der kleinen Bühne des Euro-Theaters. Noch fehlt es an Dekoration, an Kostümen, an kleinen Details - die Charakterfindung ist dagegen schon weit fortgeschritten. Hier ein laszives Gespräch zwischen Ferdinand von Walter (Jochen Horch) und der ihm von der präsidialen Mutter angedachten Verlobten Lady Milford (doppelt besetzt: Jana Piechota und Kathrin Wirth), dort ein typisch schillersches Familiendrama im Haus von Musiker Miller (Marvin Thiede) und seiner Frau (Barbara Keusch), deren Tochter Luise (Paula Sonnenschein / Negar Nasseri) die wahre Geliebte Ferdinands ist.

Und dann wieder eine hinterlistige Verschwörung durch die Präsidentin (Svenja Hermuth) und ihren Sekretär Wurm (Malte Müller). Klappt alles, Bänsch ist zufrieden. Jetzt kann die Feinarbeit losgehen. Für das Euro Theater Central ist die Zusammenarbeit mit der Arturo-Schauspielschule eine Premiere und ein Experiment zugleich. Ob sich das Format in Zukunft wiederholen lässt, hängt jedoch auch von externen Faktoren ab: vom Geld.

Bereits jetzt ist klar, dass das eigentlich für März 2014 angedachte Stück "Ein Stück Fleisch" nicht realisiert werden kann. "Da fehlt uns die Planungssicherheit", sagt Hausdramaturgin Ulrike Fischer. Umso wichtiger ist für das Haus "Kabale und Liebe", nach der deutschsprachigen Inszenierung von Molieres "Der eingebildete Kranke" die zweite Premiere dieser Spielzeit und das erste wirklich neue Stück im Programm. Einen Einblick bietet das Ensemble übrigens am heutigen Samstag: In den Räumen der ehemaligen Buchhandlung Bouvier können Interessierte von 12 bis etwa 14 Uhr die verschiedenen Schiller-Figuren kennenlernen.

Karten für die "Kabale"-Vorstellungen unter der Rufnummer 0228/652951.

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