Schlagzeuger Michael Wertmüller in der Opern-Werkstatt

Betäubung, Erstaunen und Begeisterung:

Bonn. Ein Mann und sein Schlagzeug. An ihm arbeitet er sich ab, mit ihm rauft er, an seinen harten, scharfen, schneidenden Klängen berauscht er sich. Schweißgebadet blieb Michael Wertmüller nach seiner Solo-Performance in der Bonner Opern-Werkstatt zurück, als Zuhörer befand man sich in einem Zustand aus Betäubung, Erstaunen und Begeisterung.

"Geht es mit der Lautstärke?" hatte er zuvor einmal die wenigen Gäste gefragt. Einige hatten sich in der Pause mit Ohrstöpseln versorgt. Dass eines der Stücke, eine Eigenproduktion von Wertmüller, "The Zivilschutz" betitelt war, bekam da automatisch einen ironischen Hintersinn.

Wertmüllers Spiel setzt auf brachiale Kraft, auf die Überwältigung durch schmerzhaft laute Trommelwirbel und zischende Becken. Es entfesselt die Kräfte des (konventionellen) Schlagzeugs, ohne sich in plumpem Dreinschlagen zu verlieren.

Dafür sorgte in "The Zivilschutz", aber auch in "Batterie" des Kölner Michael Beil, eine Schicht elektronischer Klänge, die das Wilde des Schlagzeugs ins Abstrakte überhöhte. Bewundernswert, wie exakt Wertmüller mit diesem im Studio geschaffenen "Partner" zusammenspielte. Das alles war gewiss auch eine Demonstration von Virtuosität.

Das Gastspiel der tschechischen Geigerin Lenka Zupková zuvor war weniger virtuoses als vielmehr subtiles und konzentriertes Spiel. Der improvisatorische Gestus von Berios "Sequenza" geriet ihr ebenso feinsinnig wie die Gestaltung der meditativ-ruhigen Klangwelt in "Zebra" von Annette Schlünz.

In Pèter Köszeghys "L'ecole du libertinage" holte sie, dank eines Verzerrers, aus der Geige Klänge heraus, die einem Jimi Hendrix Freude gemacht hätten. Kontrast dazu: ihre Eigenkomposition "Strc prst skrz krk". Da spielte Zupková eine Weile auf einer unsichtbaren Geige, summte, flüsterte und schlich sich leise zur Tür hinaus.

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