Bonner Arithmeum Schöner rechnen

BONN · Klein, aber fein, könnte man in mehr als einer Hinsicht zu der neuen Ausstellung sagen, die am morgigen Samstag während des Tags der offenen Tür im Arithmeum eröffnet wird.

 Museumsleiterin Ina Prinz freut sich über die Sauter-Additionsmaschine aus dem Science Museum in London.

Museumsleiterin Ina Prinz freut sich über die Sauter-Additionsmaschine aus dem Science Museum in London.

Foto: Thomas Kölsch

Präzise gefertigte, oft dennoch wunderschön gestaltete, liebevoll restaurierte oder nachgebaute Rechenmaschinen aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert stehen auf einem Abschnitt der Galerie, jedes einzelne Exponat ein Kunstwerk, von einem Uhrmacher gebaut und häufig auch konzipiert. Es ist eine überschaubare Sammlung - und doch eine ungeheuer faszinierende. Vor allem, wenn man von der Direktorin des Hauses, Professorin Ina Prinz, begleitet wird.

Viel Herzblut hängt an dieser Sammlung, viel Leidenschaft, viel Feuer. Wenn Prinz die Geschichten hinter den feinen Mechaniken erzählt und den Blick auf ein kleines, unscheinbares Zahnrad lenkt, spürt man dies deutlich. Gerne öffnet sie eine Vitrine, führt dir darin befindliche Rechenmaschine vor, etwa den Nachbau eines von Blaise Pascal entworfenen Additionsgeräts. "Der wollte sich davor drücken, für seinen Vater die Rechenarbeit zu machen", erklärt sie.

Mit Hilfe eines Uhrmachers, der über die notwendigen feinmechanischen Kenntnisse verfügte, schuf der Mathematiker und Philosoph so 1642 gewissermaßen einen der Urururgroßväter heutiger Computer. Allerdings spielte, im Gegensatz zu so manchen kastenförmigen PCs, schon damals das Design eine fast ebenso große Rolle wie die Funktionalität. Eine Symbiose aus Ästhetik und Mathematik, die unter anderem in den Wunderwerken Johann Sauters kulminierten.

Die Führung muss unterbrochen werden: Das letzte noch fehlende Exponat ist soeben eingetroffen. Eine weitere Additionsmaschine Sauters, direkt aus dem Science Museum London. Die Augen von Ina Prinz leuchten. "Zehn Jahre habe ich darauf hingearbeitet, diese beiden Objekte zum ersten Mal seit ihrer Konstruktion wieder zusammenzubringen", sagt sie, als sie den Neuzugang in die Vitrine stellt.

Fünf davon hat sie benötigt, um das Stadtmuseum in Göteborg, wo sie durch Zufall die erste Sauter-Maschine fand, davon zu überzeugen, ihr diesen Schatz anzuvertrauen. "Wir haben die Maschine ganz behutsam in ihre Einzelteile zerlegt, alles vermessen, gereinigt und wieder zusammengebaut. Alleine das hat einen Monat gedauert."

Über 2500 Teile, unzählige Rädchen, die ineinander greifen. "Selbst die Federn waren verziert, obwohl die ja kaum jemand zu Gesicht bekommen hat. Das war für uns schon etwas Besonderes", sagt Prinz. Und freut sich, dass sie morgen die Ergebnisse jahrelanger Arbeit der Öffentlichkeit präsentieren kann. Führungen werden übrigens jeden Sonntag um 16.30 Uhr stattfinden.

Arithmeum, Lennéstrasse 2. Telefonische Besucherinformation: (0228) 73 87 90. Internet: www.arithmeum.uni-bonn.de

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