Oper Bonn Schräg und schrill - Rainald Grebes Solo

Bonn · Am Ende stehen drei Stunden Soloprogramm und vier Zugaben auf dem Zettel, und dem kleinen Jungen vorne an der Bühne, der ihm Eintrittskarte nebst Kugelschreiber tapfer entgegenreckt, könnte Rainald Grebe ruhig ein Autogramm geben.

 Der Sänger und Schauspieler Rainald Grebe.

Der Sänger und Schauspieler Rainald Grebe.

Foto: dpa

Macht er aber nicht. Obwohl er den einsam wartenden jungen Fan sieht und durch den letzten Schlussapplaus sogar fragt: "Ein Autogramm? Was, jetzt?" Der Junge nickt in freudiger Erwartung, aber Grebe verlässt die Bühne im nächsten Moment abrupt. Das ist sozusagen die einzige uncremige Irritation eines ansonsten erfreulich irritierenden Abends im Rahmen der Reihe "Quatsch keine Oper!".

Der Autor, Neo-Dadaist und Liedermacher Rainald Grebe lädt ein zu einer überschäumend dargebotenen Freakshow, die Charaktere dazu stammen aus seinem Innenleben. Die Requisiten seiner Erinnerungen fügen sich zu einem Porträt einer typischen BRD-Kindheit der 70er- und 80er-Jahre zusammen. Grebe wirbelt zwischen Steinwayflügel und einem Kinderschlagzeug umher, das mit dem Gummikopf von Chucky, der Mörderpuppe, dekoriert ist.

Auf einer Leinwand werden jede Menge Dias aus dem Familienarchiv eingeblendet, aus den Lautsprechern dröhnt nostalgische Fernsehwerbung aus den 80ern, und Grebes Lieblingshörspielschallplatten aus seiner Jugend werden ebenfalls gewürdigt. Schrägste und schrillste Songs. Im Wortsinn leidenschaftliche Balladen, wie man sie so nur von Grebe hören kann. Und eine dadaistische Formel, die den exzessiven Marathon abschließt: "Dadschiiiderribimbam, Elephantoli - Tuffen!" So ist es.

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