Schubert-Choreographie im Forum der Bundeskunsthalle

Sasha Waltz und ihre Tänzer begeistern mit der Schubert-Choreographie "Impromptus" im Forum der Bundeskunsthalle. Momente der atemlosen Stille setzt die Starchoreographin immer wieder zwischen die fünf Impromptus und vier Lieder von Franz Schubert.

Schubert-Choreographie im Forum der Bundeskunsthalle
Foto: Jirka Jansch

Bonn. Aus der Lautlosigkeit entwickelt sich das männliche Duett am Anfang des 75-minütigen Schubert-Abends "Impromptus" von Sasha Waltz. Momente der atemlosen Stille setzt die Starchoreographin immer wieder zwischen die fünf Impromptus und vier Lieder von Franz Schubert.

Bei dem 2004 in Berlin uraufgeführten Tanzstück, das im Rahmen des Beethovenfestes im Forum der Bundeskunsthalle zu sehen war, arbeitete Waltz nach langer Zeit zum ersten Mal mit bereits existierender und zudem sehr bekannter Musik. Mit ihren sieben großartigen Tänzern stellt sie sich der utopischen Sehnsucht in Schuberts späten Klavierstücken. Die Bewegungssprache bleibt abstrakt, entfaltet dabei aber eine betörende Sinnlichkeit. Es geht in den schmerzlich schönen Szenen um Einsamkeit und Trauer, Liebesverlust und existenzielles Verlassensein, Halten und Gehaltenwerden.

Die Tänzer tragen sich oft gegenseitig, manchmal quer vor der Brust auf den Armen wie starre Puppen, manchmal sprungbereit auf den Oberschenkeln, manchmal zärtlich auf Händen oder wie erschlaffte Kämpfer auf den Schultern. Die Raumbühne von Thomas Schenk ist ein trostloser geometrischer Ort mit einem schiefen Holzrechteck im Hintergrund und zwei wie Eisschollen gegeneinander verschobenen, abschüssigen weißen Tanzflächen, die den romantischen Weltriss sinnfällig machen. Ironisch gebrochen wird die Tristesse beim Lied "Der Wanderer an den Mond", zu dem eine Tänzerin und ein Tänzer mit wassergefüllten Gummistiefeln auf die Bühne stapfen.

Heilende Reinigung ist angesagt, wenn die Frauen als nackte Nymphen im Bad plantschen und sich zu Goethes "An Mignon" liebevoll die Wundmale von der Haut waschen. Unter den Händen der Pianistin Cristina Marton wurden die Stücke zu schimmernden Perlen; die Lieder sang mit verhalten leuchtender Stimme und subtilem dramatischen Ausdruck die Mezzosopranistin Ruth Sandhoff. Der überzeugte Beifall im seit Monaten ausverkauften Auditorium galt freilich vor allem dem brillanten Tanzensemble.

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