Schumannfest feiert 200. Geburtstag Chopins und seines Namenspatrons

Für den Bruckner-Schüler und Wagner-Verehrer Franz Schalk waren die Klavierwerke Frédéric Chopins nicht mehr als "eine Art Zuckerbäckermusik", wie er 1884 schrieb.

Bonn. Für den Bruckner-Schüler und Wagner-Verehrer Franz Schalk waren die Klavierwerke Frédéric Chopins nicht mehr als "eine Art Zuckerbäckermusik", wie er 1884 schrieb. Eine Meinung, die er mit den Attributen "undeutsche, sentimentale Salonmusik" noch ein wenig präzisierte. Mehr als fünfzig Jahre zuvor war Chopin in Deutschland noch ganz anders empfangen worden: "Hut ab, ihr Herren, ein Genie", jubelte der 21-jährige Robert Schumann in einer Rezension.

Dass im aktuellen Jahr des 200. Geburtstages beider Komponisten Chopin nun zum Ehrengast des 13. Bonner Schumannfestes (24. Oktober bis 8. November) wird, erscheint da sehr naheliegend. "Ja, das ist einmal wieder etwas Vernünftiges", befand Schumann damals in seiner Neuen Zeitschrift für Musik, "Chopin - ich habe den Namen nie gehört - wer mag es sein - jedenfalls - ein Genie."

Markus Schuck und Andreas Etienne, Initiatoren des ehrenamtlich organisierten Festivals, greifen die Wertschätzung Schumanns für Chopin auf und verbinden damit eine Geste der Völkerverständigung. Sie präsentieren zwei Schirmherren aus zwei Ländern: den ehemaligen Intendanten des Beethovenfestes, Franz Willnauer (der am 30. Oktober mit einem Vortrag über "Gustav Mahler und das Rheinland" kommt), und den polnische Komponisten Krzysztof Meyer.

Musikalisch schlägt sich die Verbindung natürlich auch nieder. Etwa in dem Klavierabend der Pianistin Olga Scheps, die am 17. Oktober in Essen einen "Echo" als "Nachwuchskünstlerin des Jahres" entgegennehmen wird. Am 3. November widmet sich auch der junge Pianist David Meier bei einen Klavierabend den beiden Jubilaren. Beim Duo-Abend mit dem Cellisten Alexander Hülshoff und dem Pianisten Andreas Frölich wird ebenfalls Musik beider Jubilare zu hören sein.

Darüber hinaus spricht der renommierte Musikwissenschaftler Peter Rummenhöller am 26. Oktober unter dem Titel "Musikalische Begegnung" über das Verhältnis von Schumann und Chopin. Klaviermusik der Komponisten gibt's auch hier.

Eine kleine Trouvaille zum Thema enthält das in diesem Jahr außergewöhnlich spannend und abwechslungsreich gestaltete Film-Programm zum Fest im Endenicher Rex-Kino: Der Film "Impromptu - Verliebt in Chopin" zeigt Hugh Grant in der Rolle des empfindsamen und kränkelnden Komponisten. Das opulente, vom 5. bis 8. November im Rex-Kino über die Leinwand flimmernde Schumann-Filmfest ist ein Beitrag des SchumannNetzwerks in Zusamenarbeit mit dem Bonner Stadtmuseum zum Schumannfest.

Internetwww.bonner-schumannfest.deUnter anderem sind hier Klassiker wie Peter Schamonis "Frühlingssinfonie" mit Herbert Grönemeyer und Nastassja Kinski als Robert und Clara zu sehen, Natürlich darf der Hollywood-Streifen "Claras große Liebe" (1947) mit Katherine Hepburn in der Titelrolle nicht fehlen. Sogar eine Folge der DDR-TV-Serie "Polizeiruf 110" steht auf dem Spielplan.

Den musikalischen Auftakt zum Filmfest gestaltet der Berliner Sopranist Jörg Waschinski, der, begleitet vom Aulos Streichquartett, am 5. November im Schumannhaus Lieder von Clara Schumann vorträgt.

"Wir rücken mal die Kinder in den Mittelpunkt", kündigte die Tänzerin und Choreografin Bärbel Stenzenberger von der Bonner Kompanie BO-Komplex ihr Tanz-Projekt "Schwestermein" an. Sie selbst tanzt die Eugenie, während die Sängerin Julia Kamenik Marie verkörpern wird. Den Felix tanzt Olaf Reinecke und der Jazz-Pianist Marcus Schinkel, der auch die Musik verfasst hat, tritt als Papa Robert in Erscheinung.

Traditionellerweise ist das Schumannfest auch ein Ort für Chormusik. Unter anderem singen der Bonner Kammerchor (27. Oktober, St. Maria Magdalena) und ein polnischer Studentenchor (31. Oktober, St. Maria Magdalena).

Musikalische HöhepunkteSamstag, 23. Oktober, 20 Uhr, Schumannhaus: Auftaktkonzert mit Werken von Schumann, Rihm und Eisler, Sabine Ritterbusch (Sopran), Markus Gotthard (Klavier)

Sonntag, 24. Oktober, 11 Uhr, Schumannhaus: Eröffnungskonzert. Tanja Becker-Bender (Violine) und Gerhard Vielhaber (Klavier) spielen u.a. die drei Violinsonaten von Schumann.

Mittwoch, 27. Oktober, 20 Uhr, Trinitatiskirche: Bode-Ensemble mit Albrecht Bode am Heckelphon

Donnerstag, 28. Oktober, 20 Uhr, Schumannhaus: Klavierabend mit Olga Scheps

Freitag, 29. Oktober, 20 Uhr, Schumannhaus: "Quintett im Konzert" Tanja Bender-Becker, Gerhard Vielhaber (Klavier) u.a. spielen Klavierquintette von Schumann und Brahms

Sonntag, 31. Oktober, 20 Uhr, Haus der Springmaus: iNtrmzzo, A-cappella-Comedy mit Show-Einlagen

Mittwoch, 3. November, Schumannhaus: David Meier (Klavier)

Karten u.a. in den GA-Ticketshops

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