Reihe "Szene Rheinland" Schwaches Gastspiel von Sigrid Redhardt im Landesmuseum

Bonn · Es gibt Kunstausstellungen, die verschießen ihr Pulver früh. Man beginnt den Rundgang interessiert und hoffnungsvoll, nur um festzustellen zu müssen, dass der effektvolle Einstieg in die Ausstellung schon nach kurzer Zeit in einer kleinen Rauchwolke verpufft ist.

 Künstlerin mit Variationen: Sigrid Redhardt.

Künstlerin mit Variationen: Sigrid Redhardt.

Foto: Schoenebeck

Danach kommt nicht mehr viel, außer einem mit akademischem Fleiß betriebenen Abarbeiten der mittelmäßigen Ausgangsidee. Das Ergebnis beim Betrachter ist Langeweile. Die aktuelle Einzelausstellung mit dem Titel "Projektionen" von Sigrid Redhardt im Landesmuseum gehört in diese Kategorie.

Das Urteil ist sicher hart. Aber wenn man, wie die 62-jährige Künstlerin, in Düsseldorf bei Beuys und Heerich studiert, etliche Preise gewonnen und seit zehn Jahren einen Lehrauftrag für Malerei an der Universität Essen hat, liegt die Messlatte hoch. Hinzu kommt, dass die Ausstellungsreihe "Szene Rheinland", zu der auch diese Schau gehört, bisher nur überzeugende Auftritte geliefert hat.

Da fällt es auf, wenn das Niveau abfällt. Ausgangspunkt und Kern von Sigrid Redhardts Ausstellung ist eine Serie von Bildern, die das Porträt einer jungen Frau zeigen. Den gemalten Bildern liegen Amateurfotografien zugrunde, die über einen Zeitraum von drei Jahren entstanden sind.

Diese Vorlagen variiert die Künstlerin nun malerisch, indem sie mit unterschiedlichen Grundierungen und Hintergründen, mit Ausleuchtung, Farbe und Duktus spielt. Auf 72 Bildern blickt das hübsche, sympathisch wirkende Mädchen den Betrachter an, immer dieselbe und immer wieder anders.

Das Thema, so will es Sigrid Redhardt, sei nicht das Porträt im Sinne einer psychologischen Persönlichkeitsstudie sondern der Prozess der Malerei selbst. Ihre Malerei habe sich, während sie an der Serie arbeitete, verändert, sagt die Künstlerin. Sie habe mit Ähnlichkeiten und Kontrasten gespielt und die Veränderung des Modells studiert.

Leider kann Sigrid Redhardt ihrem Anspruch, die Malerei selbst in den Mittelpunkt der Betrachtung zu rücken, nicht gerecht werden. Die Variationsbreite der 72 Bilder ist nur scheinbar und auf den ersten Blick groß. Die gesamte Serie erinnert vielmehr an das Spiel mit einem digitalen Bildbearbeitungsprogramm. Dem Wesen des Fotos kommt man damit nicht auf die Spur.

Das gilt auch für die anderen Arbeiten in der Ausstellung. Hier wird tatsächlich und mit nicht geringem technischem Aufwand digitalisiert, morphisiert, projiziert und überblendet. Das schwächelnde Ausgangsmaterial - es handelt sich immer noch um die Porträts der jungen Frau - vermag aber auch eine ausgeklügelte Technik nicht zu beleben.

So verlässt der Besucher mit leeren Händen die Ausstellung. Weder konnte er sich für die nichtssagenden Porträts einer jungen Frau erwärmen, noch konnte er etwas über die Malerei an sich erfahren. Und keinesfalls, so hofft und bangt der Besucher, hat er "eine Meditation über die Möglichkeiten der figurativen Malerei" gesehen, wie es im Ausstellungskatalog vorgeschlagen wird. Falls doch, wäre die figurative Malerei in einem armseligen Zustand.

LVR-Landesmuseum, Colmantstraße 14-16, bis 5. Mai. Di-Fr und So 11-18, Sa 13-18 Uhr, Katalog 14,90 Euro.

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