Bonner Bachchor begeistert mit Romantik-Programm in der Kleinen Beethovenhalle in Muffendorf Sehnsucht und Harfenklang

Bad Godesberg · Geschichten aus fernen Zeiten, der morbide Zauber versunkener Welten, "süßschaurige Lust" an tosenden Naturgewalten, Sehnsucht nach der Vergangenheit, Harfenklang, Nachtigall, prächtige Berge, lauschige Auen und natürlich der Wald als Gegenkraft zum Weltgetümmel: Mitten in die Romantik versetzte das Konzert des Bonner Bachchores die Zuhörer in der Kleinen Beethovenhalle in Muffendorf.

Dass die Natur eine Labsaal für die Seele sein kann, davon künden die "Sechs Lieder im Freien zu singen", die Felix Mendelssohn-Bartholdys auf Texte verschiedener Dichter schrieb. Die entspannte Stimmung dieser betont schlicht gesetzten Stücke traf der Chor mit einer feinsinnigen Interpretation sehr genau.

Unter der Leitung von Markus Mostert entfaltete sich der manchmal fast volksliedhafte Ton dieser Musik aufs Schönste. Von der Natur als Freizeitlaune zur Natur als erhabene Größe wechselte man mit Schuberts "Hymne an den Unendlichen" auf ein Gedicht von Schiller.

"Mit Majestät" hat der Komponist seine Tempovorstellung beschrieben. Ein Mensch steht auf einem "Zackenfels", unter sich Wolken, um sich Blitze, und gibt sich philosophisch: "Und ich denke dich, Ewiger". Schubert greift zu schwerem Pathos: erhabene Akkorde, dann weiche Melodik, die von Gottesfurcht kündet.

Hier machte sich im Chor das Fehlen eines gewichtigen Fundamentes aus soliden Bässen bemerkbar. Nichtsdestotrotz gelang den Sängern und Sängerinnen eine achtbare Leistung, ebenso im Schubertschen "Gott im Ungewitter" (in beiden Stücken am Klavier: Annette Willer-Krebel). Hier hat Schubert eine Art Oratorium im Kleinen geschrieben, das vom Chor eine entsprechende Wandlungsfähigkeit fordert.

Auf andere Art heikel ist das berühmte "Calme des nuits", von Camille Saint-Saëns nicht nur vertont, sondern auch selbst getextet. Immer wieder setzt er aus lang gehaltenen Tönen Akkorde zusammen, die die Stille der Nacht, die Kühle des Abends, das Funkeln der Sterne symbolisieren.

Romantik pur, vom Chor eindrucksvoll realisiert. Auch in verschiedenen Werken von Johannes Brahms zeigte das Ensemble facettenreichen und organischen Chorgesang, nicht zuletzt in der berühmten "Waldesnacht". Die Hornisten Tomasz Walentek und Bert Bürgers sowie die Harfenistin Eva-Marie Blumschein rundeten das Programm auf sehr stimmige Weise ab.

Man hörte ein pfiffiges Concertino von Friedrich Witt, Stücke von Adrien Boieldieu und Franz Strauss bewiesen, dass Horn und Harfe wunderbar harmonieren können.

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